Full text: Archiv für öffentliches Recht.Achter Band. (8)

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Stadtbevölkerung anknüpft. Solche (remeinwesen haben von Vorn- 
herein bestimmtere und festere Grenzen, als eine das Schwerge- 
richt ihres wirthschaftlichen Lebens in den Ackerbau legende und 
ein weites Gelände gleichmässiger, aber zerstreut bewohnende 
Bevölkerung von, in und trotz dieser Zerstreuung sich gleichbe- 
rechtigt und zusammengehörig fühlenden Stammesgenossen. 
So war es natürlich, dass auch der oben angegebene Begriff 
des Zolles in seiner engen Anlehnung an und Bedingtheit durch 
den der Grenze sich in jenen Städte-Staaten des Alterthums ver- 
hältnissmässig weit früher entwickeln musste, als in den Stammes- 
Staaten des deutschen Mittelalters. Aber wie dieses so oft die 
ihm nur geschichtlich bekannten Erscheinungen jener alten abge- 
schlossenen und versunkenen Cultur in zuweilen kindlich-naiver 
Weise herüber nehmen zu können glaubte, so geschah dies auch 
sehr bald mit dem im alten Griechenland und Rom hoch ent- 
wickelten System der Zölle, da der Staat mit demjenigen, was er 
an directer Steuer, und zwar für die Zwecke des Heerwesens 
erhob, nicht lange auskommen konnte. Das Wort „Steuer“ als 
Bezeichnung einer directen persönlichen Abgabe ist ein uralt ein- 
heimisch deutsches. Die allgemeine Bedeutung „Stütze, Hülfe“, 
die es schon im althochdeutschen stiura hat, erhielt im mittel- 
hochdeutschen stiure die besondere der Unterstützung des Staates 
oder des Oberherrn für den Kriegsfall, weshalb es lateinisch mit 
stipendia wiedergegeben und durch heristiura, Heersteuer, erklärt 
wurde'). Man sieht also, dass, wenn wir heute den Druck unserer 
Steuerlast als durch die Heeresausgaben begründet schwer em- 
pfinden, wir auf streng geschichtlichem und nationalem Boden 
stehen. Aber was diese Steuer sehr wesentlich von unserer heu- 
tigen unterschied, war der Umstand, dass sie ursprünglich eine 
  
1) S. Lexen, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Leipzig S. HırzEL 
1881 u. d. W. stiure, stiur, stiuwer. GRIMM, deutsches Wörterbuch u. d. W. 
Steuer. Morırz HrrnE deutsches Wörterbuch. Leipzig. S. Hırzer. 1893 u. d. 
W. Steuer.
	        
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