— 371 —
wofür wohl das des Geldstückes, mit dem er entrichtet wurde
(der Pfennig) massgebend gewesen ist. Die so gekürzte und ge-
änderte Form des Althochdeutschen hat sich dann gegen die
andern ausgebreitet, so dass sich schon altsächsich neben tolna
tol, mittelhochdeutsch zol, mittelniederdeutsch tol und tolle,
hierauch noch tolne, aber immer als männlichen Geschlechts, findet?).
So ist unser Zoll unzweifelhaft ein, wenn auch vielfach um-
gewandeltes Lehnwort, welches seinen bestimmenden Begriffs-Be-
standtheil, den der (srenze, noch so deutlich erkennen lässt, dass
es, wenn uns die Herleitung noch so deutlich im Bewusstsein
läge, wie bei neueren aufgenommenen Fremdwörtern, eben so gut
eine Tautologie wäre, Grenz-Zoll zu sagen, als wir z. B. nicht
von „Cavallerie-Reiterei“ sprechen. Aber noch viel deutlicher
erkennbar ist diese fremde Herkunft bei dem statt des Wortes
/oll von unseren österreichischen Brüdern mit Vorliebe angewen-
ddeten „Maut“ trotz seines so urdeutschen Klanges. Allerdings
scheint bei diesem die Aufnahme noch früher erfolgt zu sein, als
bei dem erstgenannten, da es sich schon in der gothischen
Sprache in der Form mota, motasted (letzteres Wort bei Ulfilas)
findet. Aber dies ist lediglich die Anpassung des im mittelalter-
lichen Latein gebrauchten Wortes muta —= mutaticum, woraus neu-
hochdeutsch müte und dann die jetzige Form Mauth, Maut ent-
standen ist*.. Und das Vorkommen und der Gebrauch dieses
Wortes als dieselbe Sache, wie der Zoll, bezeichnend ist deshalb
(doppelt interessant, weil wir in ihm enthalten und hervorgehoben
finden den zweiten Begriffsbestandtheil, der den Zoll ausmacht,
nämlich den des Handels, ja sogar noch mit besonderer Be-
z\ehung auf noch unentwickelte Gulturstufen den des Tausch-
3) S. Morırz Heyne. Deutsches Wörterbuch u. d. W. bei GRIMM. Die
Herleitung des Wortes Zoll von Zahl, zahlen durch Kıvce ist eine müssige
Erfindung, die sich auf keine einzige sprachgeschichtlich oder sprachver-
gleichend nachgewiesene Thatsache stützt.
4) S. Morıtz Herne a. a. O. u. d. W.