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und ausführliche Darstellung auch den späteren Perioden der rechtsgeschicht-
lichen Entwickelung, von denen namentlich die letzte, seit der Reception, in
den Lehrbüchern etwas stiefmütterlich behandelt zu werden pflegt, zu Theil
werden lässt, so dürfte auf lange Zeit der allseitig lebhaft gehegte Wunsch
nach einem umfassenden rechtsgeschichtlichen Werke voll befriedigt sein.
Hoffen wir, dass es dem unermüdlichen Eifer des bewährten Forschers ge-
lingen werde, die mit dem Fortschreiten seiner Arbeit wachsenden Schwie-
rigkeiten zu überwinden und das gross angelegte Werk zum glücklichen Ab-
schluss zu bringen. '
Greifswald. Frommbhold.
Koch, Dr. Gottfried, Beiträge zur Geschichte der politischen
Ideen und der Regierungspraxis. Erster Theıl. Absolu-
tismus und Parlamentarismus. Berlin 1892, R. Gaertner’s Ver-
lagsbuchhandlung. 184 Seiten. '
Die vorliegende Schrift beschränkt sich auf die Darstellung der politi-
schen Meinungen und Zustände in Frankreich und England zur Zeit Lud-
wigs XIV., der Regentschaft und Ludwigs XV., beziehentlich zur Zeit
Karls II. bis Wilhelm von Oranien. Das Hauptbestreben des Verfassers ist
es, darzulegen, in wie engem Zusammenhange die jeweiligen Meinungen der
politischen Schriftsteller mit den Zuständen ihrer Länder standen, inbeson-
dere, in wieweit die staatliche Entwickelung durch die wichtigen politischen
Schriftsteller beeinflusst wurde. Er behandelt demgemäss in 10 Kapiteln:
1. Die Theorie des Absolutismus in Frankreich. 2. Art der Regierung Lud-
wigs XIV., worin er die damaligen Zustände in Verwaltung und Justiz
schildert. 3. Kampf zwischen Absolutismus und Parlamentarismus in Eng-
land von der Restauration bis zur Revolution. 4. Theoretische Bekämpfung
und Vertheidigung des Parlamentarismus in England zur Zeit der Revolution
(1688). 5. Literarische Opposition gegen das Regiment Ludwigs XIV.
6. Politische Reaction gegen den Absolutismus in Frankreich während der
Regentschaft. 7. Die Herrschaft des Parlaments in England. 8. Die Aus-
bildung und Vollendung der Theorie des Parlamentarismus in England.
9. Zustände und Ideen in Frankreich zur Zeit Fleurys. 10. Montesquieu.
Wie der Verfasser im Vorworte sagt, wollte er lediglich das einschlä-
gige thatsächliche Material nach der Aufgabe, die er sich gestellt hat, ordnen
und zusammenstellen, nicht aber die damaligen Zustände ‘nach der histori-
schen Methode reconstruiren. Die Arbeit stellt sich also nicht als Geschichts-
schreibung nach Mommsen’scher oder RAnke’scher Art dar, sondern als eine
fleissige und sorgfältige Zusammenstellung der Ansichten der damaligen
politischen Schriftsteller, wobei der Verfasser auf die betreffenden Schrift-
steller selbst zurückgeht und als eine Schilderung der inneren Verhältnisse
der betreffenden Länder nach den vorliegenden Berichten. Als die Haupt-
punkte, welche die damaligen inneren Zustände charakterisiren, stellt der