Full text: Archiv für öffentliches Recht.Neunter Band. (9)

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er daran erinnert, dass schon ÜIcERO gegen den Hordengeruch in der Juris- 
prudenz protestirt. „Höchst thöricht aber ist die Meinung, dass alles gerecht 
-sei, was Einrichtungen und Gesetze der Völker dafür erklären. Auch dann, 
wenn es etwa Gesetze von Tyrannen sind?“... „Wenn durch Befehle der 
Völker, durch Verordnungen der Fürsten, durch Aussprüche der Richter das 
Recht bestimmt würde, so würde es ein Recht geben, Strassenraub zu ver- 
üben, ein Recht, Ehebruch zu begehen, ein Recht, Testamente unterzu- 
schieben, sobald dies durch Abstimmung oder Gutheissung der Menge ge- 
nehmigt würde“, „Ueber d. Ges.“ 1. B. C. 15, 16. 
„Den bleibenden Punkt in der Erscheinungen Flucht“ wird, wie im 
Leben so auch im Dienst jedweder Wissenschaft, nimmermehr Derjenige finden, 
der ihn nur in der äusseren Gleichartigkeit der Wiederholungen sucht. Aus- 
sicht auf Erfolg hat nur der, welcher nach dem ständigen Causalnexus der 
Abweichungen forscht. Dieser Punkt funkelt nicht auf der Oberfläche des 
bewegten Menschen- und Völkerlebens, erstrahlt erst recht nicht auf der 
wüsten Schaumfläche jener Ungesittung, welche in der Stagnation jahrtausend- 
langer Sterilität das Stigma mangelnder Entwicklungsfähigkeit an der Stirn 
trägt. 
Schliesslich scheint Autor zu meinen, jede Bemängelung seiner ethno- 
logischen Prudenz gleichsam mit einem Grossgeschütz ersten Ranges nieder- 
zudonnern, wenn er angeblich „fundamentale Sätze der modernen Ethnologie“ 
laut werden lässt. Die naive Miene, mit welcher diese Auffassung weiter 
ausgeführt wird, macht dabei den Eindruck, als ob er das Laufen in Kinder- 
schuhen als fundamentale Grundlage alles menschlichen Fortschrittes feiern 
wollte. „Die Entwicklungsgänge der Ethnologie... haben den Menschen aus 
seinen erträumten Himmeln hinabgestossen und ihn wieder dahin gestellt, 
wohin er gehört, in den Rahmen der allumfassenden schaffenden Natur, deren 
geheimnissvollen Wegen mit kindlichem Schauder nachzugehen die alleinige 
Aufgabe wahrer Wissenschaft ist“ S. 5f. Kindlicher Schauder und Kinder- 
schuh wandeln selbander. Und in dieser Verquickung von kindlichen Reminis- 
cenzen mit dem Naturleben erinnert des Autors Sprache allerdings an den 
Humor der ersten Worte, mit welchen Bastıan die Vorrede zu seinem zwei- 
bändigen Werke „Allerlei aus Volks- und Menschenkunde* einleitet. „Etbno- 
logische Streifzüge mit Jagd- und Spukgeschichten, liesse sich dem Titel zu- 
fügen, denn des Abenteuerlich-Unglaublichen und Grauslichen findet sich 
allerhand (zwischen den folgenden Seiten) aufgetischt zur Auswahl des Lesers“. 
Dieser Humor des Ethnologen stimmt noch allenfalls mit dem Pathos des 
Autors zusammen. 
Aber ganz anders verhält es sich, bezüglich des berufenen Einklanges, 
in der Hauptsache, nämlich wenn Autor als „einen der fundamentalsten 
Sätze der modernen Ethnologie“ den Satz proclamirt, „dass nicht wir 
denken, sondern dass es in uns denkt“. 
Ueber Denken urtheilt Bastıan a. a. O. Bd. 1 S. 470 also: „Das Denken
	        
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