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können, auch an die Regelung unserer Frage ernstlich heran-
zutreten.
Der Idealzustand würde ja der sein, dass der Existenz von
sujets mixtes der Boden völlig entzogen würde. Allein ein
solches Ziel liesse sich doch nur dann erreichen, wenn man die
gesammten Heimathsrechte nach dem gleichen Muster forınen
könnte, ein Gedanke, dessen Realisirung, in absehbarer Zeit
wenigstens, an der Eifersucht scheitern wird, mit der namentlich
jüngere und kleinere Staaten an dem Recht der unbeschränkten
Autonomie festhalten.
Trotzdem ist schon mehr als einmal verschiedentlich hierzu
der Vorschlag gemacht worden ?. So hat man vor allem an-
geregt, in die modernen Gesetzgebungen zwei Fundamentalsätze
des Heimathsrechts aufzunehmen: einmal, dass die Staats-
angehörigkeit ausschliesslich durch Abstammung begründet wird,
und zweitens, dass durch den Erwerb einer fremden Nationalität
die ursprüngliche ıpso jure untergeht °.
Was das erste Postulat anbetrifft, so erkennt man sofort,
® Vgl. Bruntschui, „de la qualite de citoyen“ a.a. 0. S. 109 u. 110.
— BROocHER, theorie de droit international prive, revue de droit international
V, 1873. — Weıss a. a. 0. S. 277: „pourquoi la diplomatie ne ferait-elle
pas pour la nationalit€E ce qu'elle a fait pour tant d’autres interets de
moindre importance, droits litteraires, droits industriels etc., et ne jetterait-
elle pas, dans un congr&s ou dans une conference, oü seraient appeles &
sieger les representants de toutes les nations civilisees, les bases d’une loi
unique, dont les dispositions sagement combindes rendraient les conflits
desormais impossibles, en attribuant partout & chaque personne une natio-
nalite definie suivant les m&mes principes?* Vgl. auch die in dem von
Prof. A. Weiss in der Sitzung des Institut de droit international zu Paris
1894 vorgelegten Bericht gemachten Vorschläge und die in der vorigjährigen
Sitzung des Instituts über dieselben geführten Verhandlungen. (Annuaire
de Y’Institut de droit international, Bd. XIII, S. 162 ff. und Bd. XIV, S. 66 ff.
und 194 ff.) — Dazu die von STOorRK in der Revue generale de droit inter-
national public (Nr. 3, 1895, 2. Jahrgang, S. 273 ff.) geübte Kritik in „Les
changements de nationalite et le droit des gens“.
® Vgl. Bruntschui a.‘'a. O. und Brocher a. a. OÖ.