Full text: Archiv für öffentliches Recht.Zwölfter Band. (12)

— 480 °— 
fahren ist wieder in den Hintergrund getreten und man ist 
neuerdings bemüht, das gerichtliche Verfahren derart zu refor- 
mieren, dass die Ursachen, welche zur Schiedsgerichtsmanie ge- 
führt haben, aus der Welt geschafft werden. 
Wenn das schiedsgerichtliche Verfahren eine Zukunft hat, 
so liegt dieselbe auf einem anderen Gebiete, nämlich auf dem 
Gebiete des Völkerrechts, welches keine eigentlichen Gerichte 
kennt. Die Times berichtet unter dem 30. Dezember 1896, 8. 3, 
dass guter Grund zur Annahme vorliegt, dass der britische Bot- 
schafter in Washington sich mit dem dortigen Staatssekretär 
über einen allgemeinen Schiedsrichtervertrag nahezu geeinigt 
hat. Der Vertrag werde sich wahrscheinlich an den britischen 
Entwurf anschliessen. Man habe anscheinend eine Basis für 
einen Kompromiss gefunden, und erwarte beiderseits demnächst 
eine Einigung über den Mechanismus, wie über das Prinzip der 
schiedsgerichtlichen Erledigung, insbesondere über einen dauern- 
den Gerichtshof irgend einer Art. Die englischen Anschauungen 
über die ganze Frage spiegeln sich am besten in der Ansprache 
wieder, welche der jetzige Lord Chief Justice of England am 
20. August 1896 in Saratoga hielt. Diese Ansprache, welche 
die weiteste Verbreitung verdient, lässt sich in ihrem letzten 
Teile etwa, wie folgt, wiedergeben: „Es ist nicht zu verwundern, 
dass Leute — ernst veranlagte Leute — Enthusiasten, wenn 
man diesen letzteren Ausdruck vorzieht — unter dem Eindruck 
der üblen Folgen des Krieges den Traum geträumt haben, das 
tausendjährige Reich des Friedens lasse sich durch Einführung 
eines universellen Systems internationaler Schiedsgerichte er- 
reichen. Der Ruf nach Frieden ist ein alter Weltruf. Er hat 
durch alle Zeiten wiedergetönt, und seit langer Zeit hat man 
das schiedsgerichtliche Verfahren als den Diener des Friedens 
angesehen. Das schiedsgerichtliche Verfahren hat in der That 
eine ehrwürdige Geschichte für sich selbst. Nach Tuucyoipes, 
dem Geschichtsschreiber des peloponnesischen Krieges, erklärte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.