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herübergenommenen Institutionen einer neuen, zeitgemässen Regelung zu
unterziehen sein. Und dazu gehören eben die erwähnten drei Hauptpunkte.
In Einzelheiten ist übrigens auch den in vorliegender Schrift enthaltenen
Anregungen WachH’s durch die nachgefolgte gemeinsame Konferenz des Per-
manenzausschusses des Abgeordnetenhauses und der Kommission des Herren-
hauses vielfach Rechnung getragen worden, so insbesondere durch die von
WacH verlangte Eliminirung des Präjudizes der Klagezurücknahme für
die Fälle wiederholter Umgehung eines Verhandlungstermines, und des Aus-
bleibens des Klägers bei der ersten Tagsatzung, ferner durch die Aus-
merzung der ebenfalls von WacH lebhaft getadelten Bestimmung, durch
welche das Gericht schlechtweg ermächtigt wird, nach begonnener Ver-
handlung, im Falle einer Vertagung, die Parteien zu gerichtlichem Protokoll
zu vernehmen.
Das ist im Wesen der Inhalt der Schrift von Wach, welche, kernig
und anregend, nicht nur dem österreichischen Juristen unendlich werth-
voll ist, sondern auch bedeutsame Beiträge zur systematischen Erfassung des
Civilprozessrechtes im Allgemeinen liefert. Der grösste Werth dieser Schrift
liegt darin, dass die prinzipiellen Fragen, die Angelpunkte des Civilprozess-
rechts, in einer geradezu mustergiltigen Weise hervorgehoben und in ihrem
Einflusse auf die praktische Gestaltung des Prozesses beleuchtet werden.
Das hat den Vortheil, dass die Prozessprinzipien nicht mehr sozusagen als
Glaubensartikel erscheinen, sondern in Bezug auf das Zweckmoment dem
Verständnisse näher gerückt werden. So ist diese Schrift Wach’s nicht nur
eine Bereicherung der österreichischen Civilprozesslitteratur, sondern
auch zugleich eine wirklich hoch bedeutende Erscheinung auf dem Gebiete
der Prozesslitteratur überhaupt.
Dr. Max v. Schuster.
Effertz, O., Arbeitund Boden. System der politischen Dekonomie.
Neue wohlfeile Ausgabe. Berlin, Puttkammer & Mühlbrecht, 1895.
M. 3.—.
Die Probleme der politischen Oekonomie sind heute mehr als je zu-
vor zum Tummelplatz des nackten Parteigetriebes, die Öffentlich meist-
gebrauchten Formeln zu so dehnbaren Relativwahrheiten geworden, dass
ihnen zumeist nur innerhalb eines bestimmten „Genossenkreises“ Zirku-
lationswerth zukommt; ausserhalb desselben wird ihnen aber jede Fähigkeit
abgesprochen, als Messgrundlagen für die Erscheinungen der Wirklichkeit
zu dienen. In allen Ländern werden Lehrkanzeln kreirt für „gegnerische
Wahrheiten“ und man wird dabei lebhaft an das Wort LoTzeE’s erinnert,
dass die unumstösslichsten medizinischen Theorien selten eine fünf Jahre