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besitzen also nicht so viel Barkapital oder Kredit, um auf längere
Zeit diejenigen Gelder vorschiessen zu können, deren sie für An-
fertigung der ihnen übertragenen Arbeiten als Arbeitslohn oder
Materialienpreis bedürfen. Sie sind eines schnelleren Einganges
ihrer Werklohnforderungen benötigt, meist sogar auch auf Vor-
schusszahlung oder doch Teilzahlung nach Fortschritt der Arbeit
angewiesen. Und hierin liegt die Schwierigkeit, welche der prak-
tischen Durchführung der Baugeldämter sich entgegensetzt. Aller-
dings sagt HırscH, es werde in ähnlicher Weise bereits vielfach
seitens derjenigen Geldinstitute verfahren, welche mit Hergabe
von Baugeldern sich beschäftigen. Und wenn dies der Fall ist,
so wird seitens eben derselben bereits dem Rechnung getragen,
was der Grundbesitzerverband und der Bauinnungsverband als be-
gehrenswert anstreben. Allein die leistungsunfähigen und zahlungs-
unsicheren Bauunternehmer der gemeinschädlichen Abart der
Bauherren müssen meist mit schlechteren Leistungen der ihnen
vertrauenden Bauhandwerker und Lieferanten sich zufriedengeben,
dafür aber auch höhere als die angemessenen Preise bewilligen.
Nun lässt sich nicht erwarten, dass die Baugeldbanken gewillt
sein werden, gegen ihr gutes Geld schlechte, aber teure Ware
einzutauschen, oder dass sie Darlehnsbeträge zubilligen, welche
zur Deckung der auf diese Weise gesteigerten Baukosten aus-
reichen, also den wahren Wert des zustandegekommenen Bau-
werks übersteigen müssen. Um die Baukosten auf den wirklichen
Wert einzuschränken, werden sie direkt mit den Lieferanten und
Handwerkern in Verbindung treten, also das Baugeschäft aus den
Händen der selbständigen Bauhandwerker an sich ziehen und
damit dem Bauhandwerke diejenigen Gefahren bereiten, von
welchen die Schutzgenossenschaft der Bauinteressenten dasselbe
bedroht sieht. Stehen sie jedoch hiervon ab und tilgen sie nach
Fortschritt des Baues die an sie herantretenden Werklohn-
ansprüche, dann werden die zunächst beschäftigten Lieferanten der
Baumaterialien und die Baugewerksmeister zwar voll zur Hebung
kommen, aber die erst später eintretenden Bauhandwerker wegen
Unzulänglichkeit der verfügbaren Geldmittel meist Ausfälle er-
leiden. Es bliebe noch ein dritter Ausweg, dass nämlich in der
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