139 °—
Aufsätze.
m
Die Haager Friedenskonferenz und das Völkerrecht.
Von
KARL v. STENGEL, Professor der Rechte in München.
I.
Wie bekannt wurde. im Sommer 1898 die civilisirte Welt
durch die Nachricht überrascht, dass der russische Minister
des Aeussern, Graf Murawiew, auf Befehl des Czaren eine
vom 12./24. Aug. 1898 datirte sog. Friedensbotschaft allen in
St. Petersburg beglaubigten Vertretern fremder Staaten über-
reicht habe. In diesem Manifest war ausgeführt, dass die Auf-
rechthaltung des allgemeinen Friedens und die möglichste Ein-
schränkung der Rüstungen, die schwer auf allen Nationen lasteten,
bei der gegenwärtigen Weltlage sich als ein Ideal darstellten,
auf das die Bemühungen aller Regierungen gerichtet sein müssten.
Der jetzige Zeitpunkt erscheine besonders günstig, um auf dem
Wege internationaler Berathungen die wirksamsten Mittel zu
suchen, damit allen Völkern die Wohlthat dauernden und wahren
Friedens gesichert und vor allem der fortschreitenden Entwickelung
der gegenwärtigen Rüstungen ein Ziel gesetzt werde, welche die
geistigen und physischen Kräfte der Völker, die Arbeit und das
Archiv für Öffentliches Recht. XV. 2. 10