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Literatur.
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Dr. E. Steinbach, Die Moral als Schranke des Rechtserwerbs und
der Rechtsausübung. Wien, Manz’sche Verlags-Buchhandlung,
1898. 1078. Kr. 2.—.
Derselbe: Treu und Glauben im Verkehr. Eine civilistische Studie.
Wien, Manz’sche Verlags-Buchhandlung, 1900. 63 S. Kr. 1.20.
Der bekannte Österreichische Schriftsteller behandelt in den vorliegen-
den zwei Schriften Themata von überaus grosser und aktueller Bedeutung.
Die erstcitierte Publikation darf als eine civile Frucht der Monographie
von LoTMArR bezeichnet werden: sie erweitert namentlich den Boden der von
LoTMArR begonnenen Diskussion und eröffnet der letzteren neue Perspektiven.
Was der Schrift von STEINBACH neben ihrer Eleganz einen besonderen Reiz
verleiht, das ist die Heranziehung der englisch-amerikanischen Doktrin (warum
hat der Verf. GREENHOOD, The doctrine of public policy, Chicago 1886, nicht
berücksichtigt?) und die Verknüpfung mit philosophischen und praktischen
Gesichtspunkten.
Die zweitcitierte Schrift tritt den Begriffen näher, welche die not-
wendige Grundlage alles wirtschaftlichen Verkehrs ist und sein muss: den
Begriffen von Treu und Glauben. Auch diese Ausführungen des Verf.
zeichnen sich durch Scharfsinn und durch praktische Bezüge auf das Rechts-
leben aus. Wie wichtig jene Begriffe sind, ergiebt sich neben anderen mo-
dernen Gesetzgebungen auch aus dem neuen Bürgerlichen Gesetzbuch des
Deutschen Reiches, das ja wiederholt voraussetzt, was man unter Treu
und Glauben zu verstehen hat. ($ 157: „Verträge sind so auszulegen, wie
Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern
8 242: „Der Schuldner ist verpflichtet, die Leistung so zu bewirken, wie
Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern“.)
Sehr mit Recht hat der Verf. auch die französische und englisch-amerikanische
Theorie in den Kreis seiner Erörterungen gezogen und er macht die treffende
Bemerkung (S. 36), dass die Beschäftigung mit dem englisch-amerikanischen