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die Stadt zur Festung auszubauen, und hatte zu diesem Zwecke,
zur „Verstärkung des Verteidigungssystemes Deutschlands“, aus
der französischen Kriegskontribution fünfzehn Millionen Franken
als sog. Defensionsgelder erhalten. Allein der Abneigung gegen
militärische Ausgaben entsprechend, welche damals die bayerischen
Regierungskreise beherrschte, ward zur wirklichen Fortifikation
Germersheims erst im Jahre 1841 geschritten. Der Bau zog
sich lange hin und SEYDEL’s Vater war Festungsbaudirektor.
Bringt schon jedes Kind und insbesondere jeder Knabe äusseren
und gewöhnlichen militärischen Dingen lebhafte Teilnahme ent-
gegen, um wie viel mehr musste des jungen Max Phantasie
unter dem Einfluss der besonderen Stellung des Vaters von
den militärischen Vorgängen in Germersheim aufs äusserste an-
geregt werden. Es kommt hinzu das Jahr 1849 mit dem pfäl-
zischen Aufstand, durch welchen auch die Feste Germersheim
berührt wurde. Was wäre also nach Abstammung und nach Um-
gebung, in welcher der Knabe heranwuchs, näher liegend gewesen,
als dass auch MAx SEYDEL sich die militärische Laufbahn zum
Lebensberuf erwählt hätte. Wenn dies nicht emtrat, so dürfen
wir nicht den letzten Grund hiefür in einem Umstand finden,
unter dem SEYDEL im späteren Leben körperlich und seelisch
oft schwer zu leiden haben sollte. In früher Kindheit befiel
SEYDEL eine Scharlach- ‘und Masernkrankheit, welche die ersten
Anfänge einer Veranlagung zu Schwerhörigkeit in dem jungen
Körper zurückliess. Noch ehe SEYDEL in das Mannesalter ein-
trat, nahm diese körperliche Disposition in störender Weise zu.
Jedenfalls musste SEYDEL aus diesem Grunde der militärischen
Carriere entsagen.
In Germersheim noch besuchte SeYDEL die Volksschule.
1855 verzogen SEYDEL’s Eltern nach München. Dort trat SEYDEL
1856 in das Ludwigsgymnasium ein, das er 1864 mit der ersten
Note verliess.. In die Jahre 1864—1868 fällt die Zeit seines
Universitätsstudiums. Er verbrachte dieselbe bis auf sein fünftes
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