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donym gebreitet hatte, hinwegziehend, 1881 unter dem Titel
„Lukretius. Deutsch von MAx SEYDEL (MAX SCHLIERBACH)“
vor das litterarische Publikum brachte.
Unterdessen war SEYDEL aber auch auf der Stufenleiter staat-
licher Aemterorganisation emporgestiegen. 18. Mai 1874 war er
Bezirksamtsassessor geworden, aber ohne, wie sonst üblich, für
die erste Zeit dieser Stellung auch wirklich an ein Bezirksamt
beordert zu werden. Er blieb auch nach dieser festen Anstellung
im Kultusministerium verwendet. Staatsminister v. Lutz hatte
seine ausserordentliche Arbeitsfähigkeit schätzen gelernt. Erst
1878 verliess SEYDEL das Ministerium, indem er unter dem
29. Juli dieses Jahres zum KRegierungsassessor (d. h. nach
preussischen Verhältnissen jüngeren Regierungsrat) an der Kreis-
regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, befördert wurde.
Doeh war hier seines Bleibens nicht lange. Durch ein scharf-
sinniges Gutachten über den damals zur Behandlung stehenden
Entwurf eines Wuchergesetzes hatte er die besondere Aufmerksam-
keit: des Vorstandes des Staatsministeriums des Innern, PFEUFER,
erregt. Er wurde daher am 2. Okt. 1879 zum Regierungsassessor
im Staatsministerium des Innern ernannt und ihm gleichzeitig
die vorher von dem damals als Unterstaatssekretär nach Strass-
burg berufenen Ministerialrat, jetzigem Professor der Staats-
wissenschaften an der Münchener Hochschule, v. MAyr, bekleidete
Stelle eines Vorstandes des Königlich bayerischen statistischen
Bureaus übertragen, ein Nebenamt, das ihm allerdings wenig
zusagte. Unter Fortdauer dieser Nebenfunktion erfolgte schon
11. April 1880 Sexbet’s Beförderung zum Regierungsrat im
Staatsministerium des Innern.
Mit dem Jahre 1881 trat die bedeutsamste Wendung in
SEYDEL’s beruflichem Leben ein. Am 3. Okt. wurde er unter Ent-
hebung von seinen bisherigen Aemtern, auch von seinem Lehramte
an der Kriegsakademie, 35 Jahre alt, als Nachfolger PözL’s zum
ordentlichen Professor des bayerischen Verfassungs- und Ver-