Full text: Archiv für öffentliches Recht.Sechzehnter Band. (16)

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heraus. Aber beim Examen im Juli 1893 befiel ihn eine starke 
Unpässlichkeit. Man führte sie — naheliegend genug — auf 
nervöse Abspannung, Reaktion des übermässig angestrengt ge- 
wesenen Nervensystems zurück. Allein ein langwährender Aufent- 
halt in Arosa in Graubünden vermochte das körperliche Un- 
behagen nicht zu heben, den Kopfdruck nicht zu beseitigen. 
Indes, SEYDEL konnte das kommende Wintersemester hindurch 
seinen Berufspflichten vollauf nachkommen. Aber anfangs März 1894 
erkrankte er und am 19. April trat ein Schlaganfall ein: ein 
organisches, mit der vorausgegangenen Nervenanstrengung in gar 
keinem Zusammenhang stehendes, auf angeborene körperliche 
Disposition (zu dünne Arterienwände) zurückführendes Leiden, 
beginnende Arterienverkalkung mit ihren Begleiterscheinungen 
(Herzerweiterung und Nierenschrumpfung), hatte sich angemeldet, 
Erfreulicherweise gestaltete sich das erste Auftreten des Leidens 
als ein leichtes. Die Folgen des Schlaganfalls waren verhältnis- 
mässig rasch behoben. SEYDEL nahm für das Sommersemester 
Urlaub, um sich in Miesbach und Innichen völlig zu erholen. 
Aber er konnte nicht gesunden. Ende Oktober nach München 
zurückgekehrt, musste er den Beginn seiner Vorlesungen doch 
hinausschieben und Mitte Dezember dieselben völlig einstellen. 
Man erkannte, dass SEYDEL, vollkommen unabhängig von seinem 
ersten Leiden, seit Jahr und Tag auch an einem tiefsitzenden 
Ohrgeschwür erkrankt war. Von diesem, nicht von vorausge- 
gangener Ueberarbeitung, rührte der nicht weichen wollende 
Kopfschmerz her. Unter schwierigen Verhältnissen las und exa- 
minierte SEYDEL im Sommersemester 1894. „Ich hätte es jetzt 
wirklich verdient“, schreibt er am 18. Juli 1895 in Hinblick auf 
sein langwieriges Ohrenleiden, „wieder gesund zu sein.“ Aber 
sein Wunsch sollte zunächst nicht erfüllt werden, wenn SEYDEL 
auch seiner Berufsthätigkeit nachzukommen vermochte. 
Glücklicherweise machte das organische Leiden nur unmerk‘ 
liche Fortschritte, aber die Ohreneiterung zog sich durch Jahre
	        
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