Full text: Archiv für öffentliches Recht.Siebzehnter Band. (17)

—9 — 
geordneten, zu den Örganen, ferner die Beziehungen der Organe 
zu einander wesentlich. Diese Beziehungen sind Verhältnisse. 
Der Organismus enthält Verhältnisse, ist aber mehr als ein Ver- 
hältnıs. Bei der geschilderten Rettungsgesellschaft sind ganz 
bestimmte Menschen beteiligt; nehmen wir an, nur die Männer 
und nur die ausgewählten, tüchtigen Männer. Alle anderen, 
namentlich die Frauen und Kinder, gehören nicht dazu, sie 
werden weggewiesen. Der Organismus setzt also eine Zu- 
gehörigkeit der Glieder voraus, welche durch Verhältnisse zum 
Ausdruck gelangt. 
III. Sehen wir von der Familie ab, so dürfen wir den Satz 
aufstellen, dass die Entstehung aller menschlichen Verbände einem 
Willen und zwar einem zielbewussten Willen entstammt. Es 
ist richtig, dass nicht Willkür die menschlichen Verbände schafft, 
wohl aber ein Wille. Dieser Wille entsteht nicht gestützt auf 
blosse Verstandeserwägungen, es ist kein Erfinderwille, sondern 
ein von natürlichen Seelenkräften (dem Gesellschafts- und 
Associationstriebe) angetriebener Wille. Es ist aber nicht bloss 
ein dunkler unbewusster Drang, der zum Verbande führt, son- 
dern ein von bestimmten Vorstellungen begleiteter Wille. Die 
Vorstellungen sind die der Organisation; der Wille ist gerichtet 
auf die Organisation®. Gewollt wird die Organisation, nicht der 
Organismus, letzterer ergiebt sich aus der ÖOrganisation von 
selbst durch die Betrachtungsweise. Die Organisation wird ge- 
® Der Wille, welcher auf Herbeiführung der Organisation gerichtet ist, 
braucht nicht notwendig von sämtlichen Beteiligten auszugehen. Die Grün- 
dung moderner Körperschaften, namentlich solcher privatrechtlicher Natur, 
beruht zwar durchwegs auf einem Einverständnisse der Beteiligten, auf einem 
Vertrage. Dagegen vollzog sich die Gründung staatlicher Verbände vermutlich 
ohne Einwilligung sämtlicher Beteiligter bloss durch den Willen einfluss- 
reicher und thatkräftiger Persönlichkeiten. Wahrscheinlich trat zuerst die 
Differenzierung auf, bewirkt durch das Ansehen, welches eine willensstarke 
und intelligente Persönlichkeit genoss; nach der Differenzierung bildeten sich 
dann die Beziehungen zwischen Gliedern und Organen entweder durch frei- 
willige oder gewaltsame Unterwerfung. 
7*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.