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geordneten, zu den Örganen, ferner die Beziehungen der Organe
zu einander wesentlich. Diese Beziehungen sind Verhältnisse.
Der Organismus enthält Verhältnisse, ist aber mehr als ein Ver-
hältnıs. Bei der geschilderten Rettungsgesellschaft sind ganz
bestimmte Menschen beteiligt; nehmen wir an, nur die Männer
und nur die ausgewählten, tüchtigen Männer. Alle anderen,
namentlich die Frauen und Kinder, gehören nicht dazu, sie
werden weggewiesen. Der Organismus setzt also eine Zu-
gehörigkeit der Glieder voraus, welche durch Verhältnisse zum
Ausdruck gelangt.
III. Sehen wir von der Familie ab, so dürfen wir den Satz
aufstellen, dass die Entstehung aller menschlichen Verbände einem
Willen und zwar einem zielbewussten Willen entstammt. Es
ist richtig, dass nicht Willkür die menschlichen Verbände schafft,
wohl aber ein Wille. Dieser Wille entsteht nicht gestützt auf
blosse Verstandeserwägungen, es ist kein Erfinderwille, sondern
ein von natürlichen Seelenkräften (dem Gesellschafts- und
Associationstriebe) angetriebener Wille. Es ist aber nicht bloss
ein dunkler unbewusster Drang, der zum Verbande führt, son-
dern ein von bestimmten Vorstellungen begleiteter Wille. Die
Vorstellungen sind die der Organisation; der Wille ist gerichtet
auf die Organisation®. Gewollt wird die Organisation, nicht der
Organismus, letzterer ergiebt sich aus der ÖOrganisation von
selbst durch die Betrachtungsweise. Die Organisation wird ge-
® Der Wille, welcher auf Herbeiführung der Organisation gerichtet ist,
braucht nicht notwendig von sämtlichen Beteiligten auszugehen. Die Grün-
dung moderner Körperschaften, namentlich solcher privatrechtlicher Natur,
beruht zwar durchwegs auf einem Einverständnisse der Beteiligten, auf einem
Vertrage. Dagegen vollzog sich die Gründung staatlicher Verbände vermutlich
ohne Einwilligung sämtlicher Beteiligter bloss durch den Willen einfluss-
reicher und thatkräftiger Persönlichkeiten. Wahrscheinlich trat zuerst die
Differenzierung auf, bewirkt durch das Ansehen, welches eine willensstarke
und intelligente Persönlichkeit genoss; nach der Differenzierung bildeten sich
dann die Beziehungen zwischen Gliedern und Organen entweder durch frei-
willige oder gewaltsame Unterwerfung.
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