Full text: Archiv für öffentliches Recht.Siebzehnter Band. (17)

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war, so war es für das Mittelalter undenkbar, dass ein Freier, 
vor allem ein edler Herr, aus diesen Kreisen seine Frau nehmen 
durfte. Und die Unfreiheit des niederen Adels war nicht nur 
etwa eine nominelle. Die nobiles servi, wie mittelalterliche Ur- 
kunden sie häufig nennen, wurden verkauft, vertauscht und ver- 
schenkt!?, ganz wie andere Unfreie, ohne dass das ihre Ritter- 
lichkeit beeinträchtigte. Wohl aber hinderte das, dass ihre 
Töchter vollgültige Ehen mit den Altfreien schliessen konnten. 
8 7. 
Diese Sachlage wird in überzeugender Weise illustriert durch 
drei Urkunden aus dem 13. Jahrhundert. Die erste bezieht sich auf 
die dritte Ehe des Markgrafen Heinrich des Erlauchten 
von Meissen mit Elisabeth von Maltitz, einer Dame aus 
einem ritterlichen Ministerialengeschlecht. Kaiser Rudolf von 
Habsburg befreit darin Elisabeth, ihren Sohn und etwaige 
künftig zu erwartende Kinder „ab omni servili seu ministerialis 
conditionis respectu®, begabt sie „ingenuitatis ac liberi partus 
honore ex titulo perpetuo* und bestimmt, dass sie so angesehen 
13 So vertauscht Kaiser Otto IV. die Witwe Siegfrieds von Bör- 
sum, Tochter Ludwigs von Saldern, mit ihren Söhnen und Töchtern, so- 
wie die D., Gemahlin des Marschalls C. und Tochter des ehemaligen Vogts 
L. von Dalem, an Bischof Siegfried von Hildesheim für Ecbert, den 
ältesten Sohn des kaiserlichen Truchsess Gunzelin, mit der Bedingung, 
dass der nächste Sohn, den die Gemahlin des Marschalls C. gebären werde, 
nostro perpetualiter pertinebit dominio (Orig. guelf. III 808; Scumipt, Cod. 
dipl. 433). Aehnlich wird in einer Hildesheimer Urkunde von 1230 ein 
von Saldern gegen eine von Uetze vertauscht. Herzog Albrecht 
von Braunschweig giebt dem Stifte Quedlinburg seinen Ministerialen 
Friedrich von Dalem gegen Ulrich von Dalem, den Sohn Ludolfs 
(KETTNER, Ant. Quedl. 338; Eraru, Cod. dipl. Quedl. 208). 1230 commu- 
tatio quaedam facta est de Gerardo de Sinzege et Theodorico de 
Valendere, qui prius fuit ministerialis Treverensis ecelesiae deinceps imperio 
pertineat, et Theodericus de Valendere, qui prius fuit ministerialis 
imperii in recompensationem Treverensi ecclesiae cedat. ((fuDEn, Cod, dipl. 
t. II p. 937.) Diese Beispiele lassen sich leicht vermehren. 
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