Full text: Archiv für öffentliches Recht.Achtzehnter Band. (18)

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gegenüber muss zugegeben werden, dass es zu den Lieblings- 
lehren der gemeinrechtlichen Doktrin gehörte, dem Richter das 
Prüfungsrecht auch gegenüber den Gesetzen einzuräumen. Mag 
solches dem ständischen Recht gegenüber richtig gewesen sein, 
weil dort die Gesetze in der Form der Zustimmung der Stände 
für die Eingriffe in wohlerworbene Rechte bestimmt und nötig 
waren, der modernen konstitutionellen Theorie widerspricht das 
richterliche Prüfungsrecht bei den Gesetzen, als dem Ausdruck 
des obersten und souveränen, von jedermann, auch vom Rich- 
ter unbedingten Gehorsam fordernden Staatswillens. In keinem 
Satze ist die konstitutionelle Theorie so einig wie in diesem. 
So konstatiert die Enciclopedie belge IIp., la Constitution p. 540: 
„Le pouvoir judiciaire ne peut juger de la constitutionalite des 
lois. Une loi inconstitutionelle doit &tre appliquede*, während 
die konstitutionelle Theorie ebenso einmütig den Gerichten das 
Prüfungsrecht gegenüber den Verordnungen, auch den könig- 
lichen, beilegt. 
Nicht uninteressant ist die Darstellung von J. J. Tuonıssen 
N° 511 (me edit. p. 335): „On s’est egalement demand6 si le 
pouvoir judiciaire peut se refuser & faire l’application des lois qui 
ne lui semblent pas conformes & la Constitution. Un tel contröle, 
exerc& par les tribunaux, ne serait autre chose que l’anneantissement 
de la souverainet& l&gislative et, par cons&quence directe, l’anne- 
antissement de la separation des pouvoirs, base de notre organi- 
sation constitutionelle. Le pouvoir legislatif fait les lois, le pou- 
voir judiciaire les applique, le pouvoir ex&cutif pourvoit ä leur ex6- 
cution. Chacun de ces pouvoirs doit rester dans le cercle qui lui est 
trac& par le pacte fondamental. Les tribunaux, charges d’appliquer 
la loi, ne sont pas institues pour la juger et la reformer, mais 
pour assurer le maintien de ses prescriptions, quelles qu’elles 
Beteilt ist, dass die Staatsregierung sich auch solche Verordnungen, könig- 
liche Befehle, vorbehalte, die vielleicht nicht gerade contra legem, aber jeden- 
falls praeter legem und nicht konform aux lois sind.
	        
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