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Litteratur.
Osc. Pyfferoen, Prof. ä l’Universit6 de Gand, L’Electorat politique et
administratif en Europe. Etude de legislation comparee. Paris
(Giard et Briere) 1903. 370 S. 3 fr. 50 cts.
Das Werk giebt für sämtliche Staaten Europas eine Gegenüberstellung
der Grundsätze für die Wahlen zu den politischen Körperschaften und der
Grundsätze für die Wahlen zu den Kommunalvertretungen und Verwaltungs-
körpern. Es ist keine blosse Aneinanderreihung der Gesetzestexte und Aus-
führungsbestimmungen, sondern es entwickelt die geschichtlichen und poli-
tischen Gründe der zahlreichen und tiefgreifenden Verschiedenheiten, welche
auf diesem Gebiete bestehen, und es legt die praktischen Folgen dieser ver-
schiedenen Gestaltungen des Wahlrechts unter ausgiebiger Verwertung stati-
stischer Angaben dar. Vor allem ist das Augenmerk des Verf. darauf ge-
richtet, in eindringlicher Weise darzuthun, dass nicht die äusserliche Gleich-
artigkeit und Einfachheit der Weahlgesetzgebung eines Staates als das
erstrebenswerte Ziel anzusehen ist, sondern dass im Gegenteil das Wahlrecht
nach den verschiedenen Aufgaben und Zwecken der zu wählenden Körper-
schaften verschieden zu gestalten ist. Am weitesten geht in dieser Hinsicht
Deutschland und unter den deutschen Staaten wieder Preussen; die Dar-
stellung der überaus mannigfachen Differenzierung des Wahlrechts in Deutsch-
land nimmt fast die Hälfte des Werkes ein. In zweiter und dritter Reihe
kommen dann Grossbritannien und ÖOesterreich-Ungarn, während die roma-
nischen, von dem französischen Recht beeinflussten Staaten eine prinzipielle,
dem logischen und systematischen Einheitsbedürfnis entsprechende Homo-
genität aller Wahlen ausgebildet haben. Alle diese Verschiedenheiten,
welche sowohl unter den europäischen Staaten als auch innerhalb jedes ein-
zelnen der Organisation des Wahlrechts bestehen, sind so anschaulich vor
Augen geführt, dass das Werk eine ebenso lehrreiche als anziehende Lektüre
gewährt, Laband.