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Moment in die heutige Litteratur unserer Disziplin hinein. Das
ist um so bedeutungsvoller, als es nicht nur die zufällige Wir-
kung der persönlichen Parteirichtung eines Schriftstellers ist,
sondern eine innerlich notwendige Konsequenz der ganzen Ent-
wicklung unseres öffentlichen Lebens. Notwendig wie des Baumes
Frucht waren einst die absolutistischen und die revolutionären,
die liberalen wie die reaktionären Staatsrechtstheorien; genau so
naturnotwendig ist heute eine sozialistische Staatsrechtstheorie.
Und trotz der gewaltigen sozialistischen Litteratur, die nament-
lich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland bis zur Ungeheuer-
lichkeit angeschwollen ist, bedeutet MEnGErs Werk in diesem
spezifischen Sinne einen ersten Versuch. Daher kann man ihm
litterarhistorische Bedeutsamkeit nicht absprechen, auch wenn
die kritische Zergliederung es als einen missglückten Versuch
erkennen sollte.
Il.
Es ist ein Gemeinplatz geworden, dass während des letzten
Menschenalters in unserem öffentlichen Leben das Interesse für
die staatsrechtlich konstitutionellen Probleme weitaus zurück-
getreten ist hinter dem für die wirtschaftlichen. Das theoretische
Seitenstück zu dieser Thatsache der politischen Praxis ist es,
dass jener langen Brachzeit der allgemeinen Staatslehre eine ge-
waltige Hochkonjunktur der nationalökonomischen Litteratur
genau parallel geht. Und innerhalb dieser Litteratur nimmt die
Erörterung der sozialpolitischen Probleme, die Bekämpfung und
die Verteidigung der sozialistischen Gedankenwelt je länger desto
mehr den breitesten Raum ein. Auch dies ist wiederum ein
treues theoretisches Spiegelbild der ständig gewachsenen Bedeu-
tung des Sozialismus in unserem praktisch politischen Leben.
Und wie hier die Eigenart des Sozialismus wesentlich nur auf
wirtschaftspolitischem Gebiete hervortritt, während er in der Ver-
fassungspolitik im grossen Ganzen das alte Inventar des demo-
kratischen Radikalismus übernommen hat, so weist unter allen