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dass durch diese durch die Syndikatspolitik hervorgerufene ge-
waltsame und plötzliche Konzentration des Betriebes, durch welche
dem natürlichen Prozesse der allmählichen Verschiebung des Berg-
baues von Süd nach Nord auf unnatürliche Weise stossweise nach-
geholfen wird, unnötigerweise zahlreiche Arbeiterfamilien brotlos
gemacht, Gewerbetreibende ruiniert, Hausgrundstücke entwertet
und Gemeinden geschädigt würden. Die Angelegenheit wurde
nicht nur in der Presse und in Versammlungen lebhaft besprochen
und zum Gegenstande von Vorstellungen, Petitionen und Be-
schwerden an die zuständigen Berg- und allgemeinen Verwaltungs-
behörden gemacht, sondern auch im Reichstage und im preussi-
schen Landtage eingehend erörtert. Im Reichstage lehnte der
Staatssekretär des Reichsamts des Innern am 21. April 1904 eine
Antwort auf die hierauf bezügliche Anfrage der sozialdemokrati-
schen Fraktion — Drucksache No. 335 — wegen Unzuständigkeit
ab, obwohl gerade das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat von
seiten des Reichsamts des Innern am 26./27. Febr., 26./27. März
und 12./13. Mai 1903 zum Gegenstande eingehender Erörterungen
und kontradiktorischer Verhandlungen gemacht worden ist!. Im
preussischen Abgeordnetenhause dagegen, in welchem man die
bergrechtliche Seite der ganzen Frage zurzeit allerdings mit vollem
Recht* für die Landesgesetzgebung ausschliesslich in Anspruch
nahm, wurde bei der Beratung einer Interpellation der Abgeord-
neten STÖTZEL und BRUST, betr. die Behandlung der kleinen Zechen
im Ruhrrevier durch das Kohlensyndikat — Drucksache No. 176
— am 16. April 1904? von der Regierung eine Untersuchung der
! Stenographischer Bericht über die Verhandlungen des Reichstages,
XI. Legislaturperiode, I. Session 1903/04, S. 2288—2312. — Besondere Bei-
lagen zum Deutschen Reichsanzeiger vom 25. März 1903 No. 72, vom
30. April 1903 No. 101 und vom 16. Juni 1903 No. 139.
? Archiv für öffentliches Recht Bd. XIV Heft 4 1899; Zeitschrift für
Bergrecht, 42. Jahrg. 1901 S. 49f.
® Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Hauses der
Abgeordneten XX. Legislaturperiode, I. Session 1894, S. 3850—3919.