Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 24 (24)

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IV. Ergebnisse. 
Die prätorische Rechtsbildung des französischen Staatsrats 
geht zwar zum grössten Teil „en dehors des textes“ vor sich, 
aber die gewonnenen Rechtssätze stehen deshalb durchaus nicht 
ausserhalb, sondern strikte innerhalb des Gesetzes. Verfeinerte 
Methoden juristischer Betrachtungsweise haben den Blick hiefür 
geschärft. 
Seit der Normenlehre BINDINGs ist man gewöhnt, hinter der 
Facade der Gesetzestexte unausgesprochene Rechtssätze, Nor- 
men, zu entdecken. Sie sind leges imperfectae, sanktionslose, 
nichtsdestoweniger aber vollgültige Rechtssätze. „Es wird eine 
Zeit kommen, die jenen Satz (die Leugnung ihrer Rechtsnatur) 
als Umkehr augenfälliger Wahrheit nicht mehr begreifen wird“ ”°. 
Denn auch die lex imperfecta steht innerhalb des (Gesetzes- 
rechtes. Sie ist nach BINDINGs Ausdruck nicht in einem, wohl 
rait une mesure de police. Ce qui est vrai, c’est que toute erreur, toute 
negligence, toute irregularite (möme de nature & entrainer une annulation 
pour exc&s de pouvoir) n’entrainera pas necessairement la responsabilite 
pecuniaire de la personne publique.* 
„Aussi, depuis ces dernieres annees, votre jurisprudence n’oppose-t-elle 
plus aux demandes d’indemnites la fin de non-recevoir brutale tirde de 
l’ancienne qualification d’acte de police ou de puissance publique.* Die 
Entscheidung in der affaire Greco, obwohl abweisend, ist dennoch von 
grösster Wichtigkeit, weil das Begehren nicht a limine (fin de non-recevoir) 
sondern aus sachlichen Gründen abgewiesen wurde. Der Tatbestand war 
der folgende: In einem Dorfe war ein Stier ausgekommen, die Bewohner 
verfolgten ihn gemeinsam mit den Gendarmen durch Gewehrfeuer. Bei 
dieser Schiesserei wurde ein Mann verwundet. Er behauptete von der 
Kugel eines Gendarmen getroffen zu sein und verlangte Entschädigung. 
Der Staatsrat weist ihn zwar ab, aber aus sachlichen Gründen: „conside 
rant qu’il ne resulte pas de l’instruction que le coup de feu qui a atteint 
le sieur Grecco ait ete tire par le gendarme, ni que l’accident dont le re- 
querant a &t& vietime, puisse ötre attribu& & une faute de service public 
dont l’Administration serait responsable; que, des lors, le sieur Grecco 
n’est pas fonde & demander l’annulation de la deeision par laquelle le mi- 
nistre de la guerre a refuse de lui allouer une indemnite.“ 
?2 BinDInG, Die Normen und ihre Uebertretung (2) 1, 58.
	        
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