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auch sie in die Bewegung ein und suchten das Arbeitervolk für
das ruhigere Mittel der Wahlreform zu gewinnen !?,
In der Tat kam man jetzt auch allgemein von dem Gedan-
ken, sich durch Aufstände und Streiks die politische Macht zu
erobern, ab und setzte seine Hoffnung in das Solidaritätsbe-
wußtsein des großen französischen Volkes: Unter Odillon Bar-
rats Leitung gingen die Kapazitäten, unter Lafitte, Arago und
Dupout das Kleinbürgertum gegen den hohen Wahlzensus vor,
während gar die Legitimisten und Sozialisten der „Gazette de
France“ das allgemeine Stimmrecht verwirklicht wissen wollten !*®,
Gleichwohl blieb die herrschende Gesellschaft unter der Führung
Guizots gegen diese Anzeichen eines nahenden Sturmes blind.
Vor zwölf Jahren sei erst der Zensus herabgesetzt worden, über-
dies mache die infolge des wachsenden Reichtums steigende Wäh-
lerzahl ein nochmaliges Herabsetzen unnötig — damit suchte das
Großbürgertum seine Weigerung zu bemänteln !?”,
Da trat das Volk resigniert zurück — die Ruhe vor dem
Sturme — und teilnahmslos schien es zuzusehen, wie der herr-
schende Stand seine Vertretung erneuerte. „Die Politiker auf
dem Throne, am Ministertische, auf den Bänken der Kammer
spielten ihre Schachpartie weiter und gaben nur auf das Schach-
brett acht, an den Tisch, auf dem dieses Schachbrett ruhte,
dachten sie nicht. Dieser Tisch aber war ein lebendiger: der
Rücken des Volkes. Er fing an sich zu bewegen und im Nu
lagen Schachbrett und Figuren auf dem Boden“ !2®, Das Staats-
bürgertum wurde durch die Februarrevolution gestürzt und mit
ihm jeder Wahlzensus !®,
Wie ungeheuer die Zahl der bis dahin politisch Bevormun-
125 ]d. S. 455
125 HILDEBRAND II, 483.
127 HILDRBRAND Il, 492.
128 es cahiers de Sainte Beuve p. 85 zitiert bei HıLDEBRAND II, 713.
120 W, G. v. 15. März 1849 Art. 2, 79.