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Streitkräfte brächte. Im Falle Felicity wiederum ist die Zer-
störung deshalb erfolgt, weil der Kapitän des Kriegsschiffes an-
nehmen konnte, daß es sich um ein feindliches Schiff ohne Lizenz
handelte, denn auf mehrfache Anfragen, ob eine Lizenz an Bord
sei, war verneinend geantwortet und die Lizenz erst produziert
worden, als die Zerstörung bereits begonnen war. Lord STOWELL
hatte also in beiden Fällen nur zu fragen, ob die Nationalität
des Schiffes feindlich war oder nicht. Die weitere Frage, ob das
Schiff vielleicht wegen Neutralitätsbruch der Wegnahme unter-
lag, wurde nicht gestellt und konnte nach Lage des Falles auch
gar nicht gestellt werden. Auch der englische Prisenrichter
LUSHINGTON, der im Falle Leucade die Praxis des Lord STOWELL
referiert, scheint nicht der Ansicht gewesen zu sein, daß die Zer-
störung jeder neutralen Prise schlechthin verboten sei, sonst hätte
er kaum den Ausdruck gebraucht, „Indeed if the captor doubt
his power to bring a neutral vessel to adjudication, it is
his duty, under ordinary circumstances to release
her“ >,
Wenn sich Großbritannien in seiner Prisengesetzgebung °*
hauptsächlich wohl im Hinblick auf den Schutz der eigenen Kauf-
fahrteiflotte in einem Seekriege dritter Staaten, hinsichtlich der
Neutralität selbst beschränkt hat, so hatten andere Mächte da-
mit noch nicht die Verpflichtung anerkannt, solche Beschränkung
auch für sich gelten zu lassen. Das ganze Prisengericht ist ent-
standen aus einem Komproniisse zwischen dem Kriegsrechte der
Belligerenten und dem Selbsterhaltungsrechte derjenigen Schiffs-
und Wareneigentümer, die durch irgend welche Handlungen zu-
gunsten eines Kriegführenden in die Feindseligkeiten verwickelt
wurden. Die Kriegführenden haben ein Interesse daran, zu ver-
hindern, daß neutrale Schiffseigentümer ihren Gegner durch Zu-
32 ROSCOE, a. a. O, p. 477.
3 Manual of Naval Prize Law, herausgegeben im Auftrage der eng-
lischen Admiralität von Thomas Erskine Holland; siehe dort $$ 303, 304.