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Resultat in der Frage der Zerstörung führen würde. Sehr hoch aller-
dings konnte man diese Hoffnung nicht einschätzen, da sowohl der
russische als der deutsche Delegierte erklärt hatten, daß die
Aufnahme von Prisen in neutrale Häfen zwar dazu führen würde,
die Fälle der Zerstörung neutraler Prisen zu vermindern, nicht
aber dazu, das Recht der Zerstörung ganz unentbehrlich zu
machen ”%. Auch war es von vornherein durch die Erklärungen
Sir Ernest Satows deutlich geworden, daß Großbritannien die
Aufnahme von Prisen in neutrale Häfen niemals anerkennen
würde 7”,
Unter diesen Auspizien begann die gemeinsame Beratung
der beiden Ausschüsse über den von dem Prüfungsausschuß der
3. Kommission vorbereiteten Text. Obwohl der Text der vor-
geschlagenen Vereinbarung harmlos war (es sollte den Neutralen
nur die rechtliche Möglichkeit, nicht aber die Pflicht
eingeräumt werden, Prisen aufzunehmen), wies Sir Ernest Satow ’®
auf den geringen Nutzen hin, den die Bestimmung haben würde
und auf die Gefahren, die für die Neutralen aus der ıhnen da-
durch gewährten Möglichkeit erwachsen könnten. Der Vorschlag
mußte, da zwei Großmächte (Großbritannien, Japan) dagegen
stimmten, und sechs Staaten (darunter die Vereinigten Staaten
und Oesterreich-Ungarn) sich der Stimmen enthielten, trotz der
positiven Voten von 9 Staaten (darunter Deutschland, Brasilien,
Frankreich, Italien, Rußland) als abgelehnt angesehen werden.
Nachdem die Vorfrage auf diese Weise erledigt war, konnte
zur Abstimmung über die Hauptfrage geschritten werden. Graf
Tornielli begründete noch einmal in längerer Rede die Haltung
der italienischen Delegation und kritisierte dadurch indirekt das
Verfahren der britischen Delegation, die einerseits für die gänz-
liche Abschaffung des Zerstörungsrechts eingetreten war, anderer-
seits aber abgelelınt hatte, den Neutralen das Recht der Prisen-
”® Erklärungen von BEHR und KRIEGE p. 997.
" Eod. p. 998. "8 Eod. p. 1069.