— 1718 —
Im ganzen aber waren die Ueberweisungen für die Einzel-
staaten ein Danaergeschenk, wie es der badische Finanz-
minister Elstätter richtig im badischen Landtag vorhergesagt hatte.
Das Problematische des den Einzelstaaten gewährten Vorteils
lag nämlich in den großen Schwankungen, die die „effektiven
Ueberweisungen“ (Ueberweisungsüberschüsse) von Jahr zu Jahr
aufwiesen. Hierüber führt die mehrfach zitierte Denkschriit
(S. 374) aus: „Die Einzelstaaten haben ihre Finanzwirtschaft im
Lauf der Jahre vielfach auf einen Mehrbetrag der Ueberweisungen
über die Matrikularbeiträge als auf einen dauernden Bestandteil
ihres Budgets gegründet; sie haben auf die letzteren nicht nur
neue dauernde, ohne diese Mehrüberweisungen nicht gedeckte
Ausgaben übernommen, sondern auch eigene erhebliche Ein-
nahmen daraufhin preisgegeben, insbesondere durch Aufhebung
bezw. Erleichterung direkter Steuern, Abgaben usw. zur Ent-
lastung der unbemittelten Volksklassen und die Dotierung von
Verbänden“.
Mit Bezug auf Baden sagt hierüber Buchenberger:
„Wenn für ein Land von der Größe Badens innerhalb kurzer
Zeiträume die Schwankungen in den Abrechnungsergebnissen mit
dem Reich auf zwei und mehr Millionen Mark auf- und ab-
wärts sich belaufen können, so ist auch dem Nichtfachmann klar,
daß jede voraussehende Berechnung in der einzelstaatlichen Finanz-
politik zur Unmöglichkeit gemacht wird und daß die einzelstaat-
lichen Verhältnisse einfach dem Spiel des Zufalls preisgegeben
sind. Aus der Periode der Ueberweisungen zwischen 1885 und
1892 haben in einer Anzahl Staaten schwere Ungelegenheiten
schon deshalb sich ergeben müssen, weil Regierungen wie Stände
der begreiflichen Versuchung unterlagen, auf die Ueberweisungs-
politik dauernde Ausgaben zu begründen, welche mit dem Rück-
gang der Ueberweisungen bezw. mit deren völligem Aufhören
plötzlich der Deckung entbehrten.*
Nach einer Aufstellung, die Graf von Posadowsky dem