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der Adel, die Könige? Die Häuptlinge oder Fürsten (principes)
waren wahrscheinlich gewählte Vorsteher des Volks, also Be-
amte; die Adeligen (nobiles) waren Männer aus Familien, die
durch Verdienste um das Gemeinwesen, nämlich durch klugen
Rat in der Volksversammlung und Tapferkeit im Kriege, An-
sehen erlangt hatten, und durch die Länge der Zeit vermehrte
sich dieses und es wurde ihm göttlicher Ursprung gegeben. Der
König endlich (rex, regulus, &pxwv und altdeutch kuning,
chuning, Mann von Geschlecht, aus vornehmem Geschlecht)
war unter den Adligen der Hervorragendste, der durch Wahl
an die Spitze der Völkerschaft oder des Stammes gestellt wurde.
Daneben gab es noch Heerführer oder Herzöge (duces), diese
aber wurden aus allen Freien gewählt. Um neuerdings den
römischen Autor sprechen zu lassen: „Könige erwählen sie nach
dem Adel, Heerführer nach der Tapferkeit. Aber die Könige
haben keine unumschränkte oder willkürliche Gewalt, und auch
die Heerführer sind mehr Vorbilder als Befehlshaber: immer
auf dem Platze, immer voranleuchtend, immer an der Spitze
herrschen sie durch die Achtung, die sie einflöüßen“. Bei man-
chen Stämmen fehlen Könige, so bei den Cheruskern, Chatten,
Sachsen, selbst Fürsten fehlen bei den spätern Friesen, auch
eine Zeit lang bei den Longobarden, und Athanarich war Rich-
ter, nicht König der Gothen. Die Sachsen hatten eine größere
Anzahl satrapes, Fürsten, und daraus wählten sie für den
Krieg durch das Los einen Anführer. Man kann diese Ver-
fassungen mit besserem Rechte demokratisch-republikanische
nennen, als daß sie, wie es oft geschehen ist, eine Mischung
aus Monarchie, Aristokratie und Demokratie oder gar eine
ständische genannt worden sind. Jedenfalls überwiegt die Demo-
kratie bei weitem. Wo es einen König gibt, muß er gewählt
werden. Der Adel ist nur ein Adel des Ansehens und hat kein
eigentliches Vorrecht, als daß aus ihm der König genommen
wird; nicht einmal ein höheres Wergeld als bei einem Freien