Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 28 (28)

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der Adel, die Könige? Die Häuptlinge oder Fürsten (principes) 
waren wahrscheinlich gewählte Vorsteher des Volks, also Be- 
amte; die Adeligen (nobiles) waren Männer aus Familien, die 
durch Verdienste um das Gemeinwesen, nämlich durch klugen 
Rat in der Volksversammlung und Tapferkeit im Kriege, An- 
sehen erlangt hatten, und durch die Länge der Zeit vermehrte 
sich dieses und es wurde ihm göttlicher Ursprung gegeben. Der 
König endlich (rex, regulus, &pxwv und altdeutch kuning, 
chuning, Mann von Geschlecht, aus vornehmem Geschlecht) 
war unter den Adligen der Hervorragendste, der durch Wahl 
an die Spitze der Völkerschaft oder des Stammes gestellt wurde. 
Daneben gab es noch Heerführer oder Herzöge (duces), diese 
aber wurden aus allen Freien gewählt. Um neuerdings den 
römischen Autor sprechen zu lassen: „Könige erwählen sie nach 
dem Adel, Heerführer nach der Tapferkeit. Aber die Könige 
haben keine unumschränkte oder willkürliche Gewalt, und auch 
die Heerführer sind mehr Vorbilder als Befehlshaber: immer 
auf dem Platze, immer voranleuchtend, immer an der Spitze 
herrschen sie durch die Achtung, die sie einflöüßen“. Bei man- 
chen Stämmen fehlen Könige, so bei den Cheruskern, Chatten, 
Sachsen, selbst Fürsten fehlen bei den spätern Friesen, auch 
eine Zeit lang bei den Longobarden, und Athanarich war Rich- 
ter, nicht König der Gothen. Die Sachsen hatten eine größere 
Anzahl satrapes, Fürsten, und daraus wählten sie für den 
Krieg durch das Los einen Anführer. Man kann diese Ver- 
fassungen mit besserem Rechte demokratisch-republikanische 
nennen, als daß sie, wie es oft geschehen ist, eine Mischung 
aus Monarchie, Aristokratie und Demokratie oder gar eine 
ständische genannt worden sind. Jedenfalls überwiegt die Demo- 
kratie bei weitem. Wo es einen König gibt, muß er gewählt 
werden. Der Adel ist nur ein Adel des Ansehens und hat kein 
eigentliches Vorrecht, als daß aus ihm der König genommen 
wird; nicht einmal ein höheres Wergeld als bei einem Freien
	        
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