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Dr. Viadimiro Pappafalva, Le NotariatenAegypte traduit de
l’Italien avec une Introduction par Jos. Vattier,
Preface de Ahmed Chafik Pacha. Paris, librairie generale
de droit et de jurisprudence, 1911. XX u. 93 S. Fr. 2,50.
Eine knappe recht gute Einführung in das ägyptische Verfassungsrecht
und eine gedrängte Darstellung der ägyptischen Gerichtsverfassung mit
kleinen historischen Rückblicken gehen der Abhandlung über Vorbil-
dung, Anstellung, Rechte, Pflichten usw. der greffiers voraus, die in Aegyp-
ten ungefähr die Funktionen unserer Notare ausüben. Eine literarische
Würdigung PAPPAFALVAs, des international bekannten und in verschie-
dene Sprachen übersetzten Dalmatiners, dient als Einleitung und einige
kluge Bemerkungen des Generaldirektors der ägyptischen Wakfs über die
Notwendigkeit einer Reform des Notariatswesens in Aegypten bilden das
Vorwort.
Die Bedeutung Aegyptens in weltwirtschaftlicher Beziehung kann der
Kanadas oder Australiens ruhig an die Seite gestellt werden. Für den Na-
tionalökonom, den Verfassungsrechtler, insbesondere wenn er sich mit den
Problemen der Justizorganisation befaßt, und für alle, die sich mit völker-
rechtlichen Institutionen und internationaler Rechtbildung beschäftigen,
bieten die ägyptischen Verhältnisse Fragen von höchstem Interesse. Das
Büchlein ist deshalb auch vom Theoretiker dankbar zu begrüßen. Dem
Praktiker im Lande wird es angenehm sein. — Die Gerichtsverfassung hat
sich inzwischen (schon durch die Einführung der Gerichtsbarkeit der Meg-
lis-Hasby) ein wenig geändert.
Czernowitz. Dungern.
Dr. P. Rühlmann, Politische Bildung, ihrWesenundihreBe-
deutung, eine Grundfrage unseres öffentlichen Le-
bens. Verlag von Quelle und Meyer, Leipzig, 1908. VII und 158 S.
Preis M. 2,80.
Eine der Programm- und Tendenzschriften, und zwar eine der besten,
aus der Zeit der Agitation für die Einführung eines bürgerkundlichen
Unterrichts in den Lehrplan der Schulen. Wie in einer solchen Schrift
nicht anders möglich, nehmen Phrasen und Schlagworte einen breiten Raum
ein. Der Verfasser hat es „raunen“ hören „Der heutige Staat ist das herr-
lichste, das großartigste (ieschenk der Antike*; an anderer Stelle meint er,
„Hoffen wir, daß aus den gemeinsamen Arbeiten von Volksvertretung und
Regierung ein Vereinsgesetz hervorgehe, das unsere Jugend — unsere po-
litische Zukunft — vor jeder parteipolitischen Bearbeitung und somit vor
dem sozialdemokratischen Terror sicherstellt“. Philosophierende Betrach-
tung und ein naives Selbstvertrauen bilden die altberühmten Grundlagen
des deutschen Unterrichts. Auch der Schrift RUHLMANNs geben sie trotz.