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Aufsätze.
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Der Zeilersche Auslegungsgerichtshof in
rechtsenergetischer Beleuchtung.
Von
ERICH WARSCHAUER, Gerichtsassessor in Kattowitz.
OSTWALD hat in seinem Vortrage „Die energetischen Elemente
des Rechtsbegriffes“' zum ersten Male die Anwendung der
Ennergielehre auf die Rechtswissenschaft versucht. Alles Gesche-
hen, so sagt er, beruht darauf, daß Energie aus einer Form in
eine andere umgewandelt wird. Der Grad, in dem der Mensch die
vorhandenen Energievorräte zu beherrschen und in möglichst voll-
kommener Weise für seine menschlichen Zwecke zu transfor-
mieren vermag, zeigt den Kulturstand an. Denn Kulturfortschritt
bedeutet nichts weiter als die immer mehr vervollkommnete Be-
herrschung und Umwandlung der Naturkräfte. Da bei jeder Um-
wandlung einer Energie in eine andere Form ein Teil für unsere
menschlichen Zwecke verloren geht, so ist das Ziel aller Kultur-
entwicklung, den Prozentsatz der nutzlos abgehenden Energie
bei dem Transformationsprozesse immer geringer werden zu las-
sen. Das Recht nun ist nach OSTWALD das Verfahren, Willens-
1 Abgedruckt in „Die Forderung des Tages“ (2. Auflage, Leipzig 1911)
S. 380 ff.
Archiv des öffentlichen Rechts. XXX. 4. 34