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auch der erste Teil des Schlußbandes, der das gesamte Kriegsrecht behan-
deln soll, vor. Auch dieser erfüllt, das mag vorweg schon gesagt sein,
in vollem Umfang die Erwartungen, die man nach dem Einleitungsband
und der Darstellung des Friedensrechtes sowie nach dem 1903 von dem
Verfasser veröffentlichten Buch über das geltende Kriegsrecht ! auf die Be-
arbeitung eines Teils des Haager Werkes setzen durfte. Auf einige Mängel
die der Verfasser hoffentlich bei der Bearbeitung des See kriegsrechts
nicht übersehen wird, mag jedoch gleich hier aufmerksam gemacht werden.
So ist ist die Zahl der Präzedenzfälle, die ja im Völkerrecht eine so
wichtige Rolle spielen, verhältnismäßig gering. Von deutschen Autoren
wird — von wenigen Ausnahmen abgesehen, in denen die Werke dann
häufig falsch zitiert sind — in der Regel nur BLUNTSCHLI genannt; über-
haupt, wie eine Revue der erwähnten Fälle zeigt, ist M. gegenüber Deutsch-
land nicht immer ganz vorurteilslos.. So viel über das Buch im allge-
meinen. Was nun seinen Inhalt anlangt, so ist vorweg zu betonen, daß
der Verfasser mit Recht für den grundlegenden Satz RouUSSEAUs eintritt,
der bekanntlich in dem Krieg lediglich eine Beziehung von Staat zu
Staat gesehen hat, vor dessen Schäden der einzelne nicht nur aus Mensch-
lichkeit, sondern schon aus rein juristischen Gründen, bewahrt blei-
ben müsse. Dieser Satz zieht sich als roter Faden durch das ganze
Buch, es führt den Verfasser zur Ablehnung der bedauerlichen englischen
Theorie vom Einfluß des Krieges auf die Schuldverhältnisse Privater, es
veranlaßt ihn in letzter Linie zu seiner interessanten Stellungnahme ge-
genüber dem Luftkriegsrecht. Während bisher fast allgemein die Auf-
fassung vertreten wurde, es müsse das Luftkriegsrecht dem Seekriegsrecht
analog konstruiert werden, stellt M£RIGHNAC den Satz auf, daß es unzu-
lässig sei, das Seekriegsrecht, das Rudiment aus jener Zeit, als die RoUus-
sEAUsche Auffassung von der Natur des Krieges noch nicht durchdrungen
war, auf das Luftrecht in toto zu übertragen ?. Vielmehr müssen die Nor-
ı Les lois et coutumes de la guerre sur terre d’apres le droit inter-
national moderne et la codification de la Conference de la Haye de 1899.
? Au moment oü se construit la theorie juridique qui, dans les guerres
de l’avenir, sera appliquee & la condition des a6ronefs, il ne semblait pas
opportun de lui appliquer le systeme de la saisissabilite, dont on demande
tous les jours l’abolition dans les guerres maritimes, au nom de la justice
et de l’humanite; et qui finira par disparaitre en vertu de cette idee aussi
rationelle, sur mer que sur terre, que Ja propriete privee est inviolable,
parce que dans les guerres navales comme dans les guerres terrestres, la
lutte se eirconscrit aus rapports des Etats en conflit. La saisissabilite de
la propriete privee, exception au droit commun proclame par l’article 46
precitE du Reglement de la Haye concernant les lois et coutumes de la
guerre terrestre, devait se limiter strictement aux guerres navales.pour les-,