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Zwist und Eifersucht dahinlebende Fürstenhöfe. Das wäre
so das Deutschland nach dem Sinne Greys gewesen, wenn es so
geblieben wäre, wie es ja ungefähr war, ehe Preußen eingriff und
Bismarck seine Kriege um ein größeres, politisches Deutschland
führte. Daß Bismarck den Staat Friedrichs des Großen in den
Mittelpunkt dieses deutschen Gemeinwesens gesetzt, daß er die
geschichtlichen Grenzen richtig gestellt hat, die Auseinandersetz-
ung mit Oesterreich erst mit Waffen und dann auch mit Ver-
trägen bewirkte und den eifersüchtigen Angreifer Frankreich, der
uns zum zweiten Male napoleonisieren wollte, mit sachtem Ruck
etwas abseits vom Rheine hinter die alten deutschen Stammlande
zurückgeschoben hat, das ist jener preußische Militarismus, in dem
Grey die Gefahr Europas erblickt.
Ich glaube, der Star, den Bismarck uns Deutschen gestochen
hat, indem er Deutschland mündig machte, wird uns die politische
Linse nicht mehr so trüben, daß wir einer englischen Grey-Brille
bedürften, um unsere deutschen Angelegenheiten richtig sehen zu
lernen. Ich glaube, wir Deutsche sehen, dank der Schule Bis-
marcks, tiefer und besser ın die Seele und die wahren Absichten
der englischen Politik, als gegenwärtig Englands Freunde, Frank-
reich und Rußland, die es gar nicht zu merken scheinen, wie tief
der englische Dieb seine schmalen Hände bereits in ihre Taschen
gegraben hat, indem er in seiner antimilitaristischen Gaukelkunst
mit der einen Hand den Franzosen Calais schon weggenommen,
mit der anderen aber die Finger bereits nach Konstantinopel
hinzugestreckt hat. Gottlob, daß wir nicht mehr solche Träumer
sind, wie es gegenwärtig die Herren Poincare-Nikolaijewitsch
sind, die in ihrer eitlen Verblendung auf Englands rote Tücher,
den preußischen Militarismus und die Brutalisierung Belgiens, so
tief hereingefallen sind, daß sie vor lauter Rot die wahre Farbe
Albions nicht mehr erkennen.
Es ist ja tiefbetrübend und doch unendlich erhebend, daß
wir durch die flammenden Zeichen der Zeit genötigt sind, Bis-