Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 34 (34)

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Entstehung, wir verfolgen die Fortbildung der Doktrin im Öffentlichen 
Leben Amerikas; die ganze Politik der Vereinigten Staaten erscheint ver- 
ankert in der Monroedoktrin. Die Geschichte der Monroedoktrin ist die 
Geschichte der amerikanischen Diplomatie. 
Der erste Abschnitt (S. 37—74) handelt über die Entstehung 
unddenursprünglichen Inhalt der Monroedoktrin. 
Die Monroedoktrin hat ihre Wurzeln im amerikanischen Isolations- 
prinzip, das schon Washington proklamierte! und das von Anfang an der 
politische Leitsatz der Vereinigten Staaten war. Man sagte sich: Nur keine 
politischen Bündnisse mit Europa, das ganz andere Interessen hat; vielmehr 
Isolierung Amerikas zum Schutz gegen fremde Einflüsse und die Gefahren 
des europäischen Systems! Der ganze Staat muß Schaden leiden, wenn er 
in die in Europa üblichen Verbindungen und Zusammenstöße von Freund- 
schaften und Feindschaften hineingezogen wird. Neutralität gegenüber den 
europäischen Kriegen und den Plackereien europäischen Ehrgeizes, vor 
allem Absage vom Legitimitätsprinzip! Schon der Uebergang amerikani- 
schen Landes von einer europäischen Macht in den Besitz einer anderen, 
kann für die Union politische Verwickelungen auslösen und ist daher zu 
bekämpfen (Madisondoktrin 1811). Der Präsident Jefferson (1801—1809) 
wünschte sogar ein Feuermeer zwischen den beiden Welten mit ihren 
grundverschiedenen Regierungssystemen. 
Die Botschaft des Präsidenten Monroe von 1823 ist ein umfangreiches 
Aktenstück, das sich nur zum Teil mit der später sog. Monroedoktrin be- 
schäftigt (Abs. 7, 48, 49). Für die Verkündung der Monroedoktrin lagen 
zwei Anlässe vor, über welche die Botschaft selbst berichtet: 
1. Der Abs. 7 wendet sich an die Adresse von Rußland und war ver- 
anlaßt durch russische Territorialansprüche auf südlich vom 55° liegendes 
amerikanisches Land. In diesem Streit, der übrigens 1824 durch eine Ver- 
einbarung aus der Welt geschafft wurde, ergingen im Sommer 1823 In- 
struktionen und Erklärungen, die dann in der Dezemberbotschaft des Prä- 
sidenten noch einmal dahin zusammengefaßt wurden, 
„daß die amerikanischen Kontinente zufolge der freien und unabhängi- 
gen Stellung, die sie sich errungen haben und behaupten, fürderhin 
nicht mehr als Gegenstände für zukünftige Kolonisation 
durch irgendwelche europäischen Mächte anzusehen sind“. 
2. Der Abs. 48 und 49 war veranlaßt durch die heilige Allianz und den 
Kongreß von Verona. Die Union fürchtete, daß die heilige Allianz zum 
Schutze des von ihr hochgehaltenen Legitimitätsprinzips auch in den Frei- 
! White, der die Union auf der ersten Haager Friedenskonferenz ver- 
trat, erklärte daher damals in einem Artikel in der Times die Monroe- 
doktrin als ein heiliges Vermächtnis Washingtons (vgl. H. PoHL, Der Monroe- 
vorbehalt. Festschrift für Krüger 1911 S. 456).
	        
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