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nach heuchlerischem Prozeß seinen König aufs Schaffot führte ?
Nur zu spät haben wir es begriffen, wie England seine Raub-
züge gegen die edlen Völker Indiens und gegen die friedlichen
Reiche der Mohammedaner eröffnete und jene Seeräuber-Felsen-
nester anlegte, die über Gibraltar, Malta, Cypern nach Aegypten
und dem Orient führen und den Italienern ihre berechtigte Stel-
lung im Mittelmeer vorenthielten.
Wir haben bisher mit unserem verschrieenen Militarismus
nichts weiter getan, als uns in letzter Stunde feindlicher Er-
oberung und Knechtung erwehrt, unsere inneren Angelegenheiten
geordnet, unsere Grenzen verteidigt und wiedergewonnen. Bis-
marck hat nicht mehr Eisen in unsere Politik geschmiedet, als
nötig war, um der Welt zu zeigen, daß das deutsche Volk, das
Volk, an dessen Kraft einst das verdorbene Römerreich zerbrach
und in dessen Herzen die echte Blume des Christentums aufge-
blüht ist, auch heute noch ein mannhaftes Volk ist, welches sich
selbst achtet und die Werke seines Fleißes und seines Geistes in
der Welt für die ganze Menschheit nutzbar zu machen weiß.
Nicht Ueberhebung soll unser gerechter Stolz sein. Wir
haben das Gute an Englands früheren Leistungen für Kultur und
Handel stets gerne und nur zu demütig, wie ehemals französische
Kultur, anerkannt. An allen deutschen Hochschulen finden wir
Lehrsitze für Englisch und Romanisch, und englische Handels-
und Schiffahrtskunst haben unsere Kaufleute zu lernen ver-
standen.
Aber wir haben es nicht nötig gehabt, uns als Affen in
Englands politischen Tiergarten einsperren zu lassen, und wir
haben unseren politischen Geist aus unserer eigenen zweitausend-
jährigen Geschichte herauszubilden verstanden. Wie wir England
durch höhere Bildung längst überflügelt haben, so gilt es jetzt,
es mit den Waffen zu überwinden. Eine Bemerkung nebenbei:
die lächerliche Meinung einzelner preußischer Uhauvinisten, als
habe die deutsche Geschichte ihren Anfang mit Preußens großem