Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 34 (34)

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allen Richtungen hin die Wege einer gesunden Entwicklung im 
freien Wettbewerbe mit allen Völkern der Erde gewiesen. 
Mit einem Worte: Bismarck hat dem deutschen Volke den 
Staat gebaut, den die Sieger von 1813 und die Freiheitskämpfer 
von 1848 ersehnten. Er hat uns durch diesen Staat eine ein- 
heitliche Quelle des Rechtes eröffnet, und er hat uns zu einer 
Macht erhoben, die Achtung gebietend in die Weltpolitik ein- 
greifen konnte und mußte. 
Den Begriff der Macht hat er uns Deutschen erst gelehrt, 
und seme Lehre läßt sich dahin zusammenfassen: 
Macht darf nie das Ziel, sie muß der Lohn, das göttliche 
Geschenk für ehrlichen Kampf und das Mittel sein, um die höheren 
Lebenswerte eines Volkes zum Gemeingut der Menschheit zu er- 
heben. 
Aber Bismarck ist uns heute mehr als der Mann der großen 
Einigungstat, mehr sogar noch als das vornehme Beispiel von 
Treue und Pflichtgefühl. Aus seinem Geist ist uns ein Ver- 
mächtnis entsprungen, welches für alle Zeiten bindet. Die 
strenge Zucht, in die er uns als politisches Volk genommen hat, 
muß in uns lebendig bleiben, und die Aufgabe, welche er uns 
für unser weltpolitisches und inneres Leben gesetzt hat, sie bleibe 
mit feuriger Schrift in unsere Seelen gebrannt. Wohin auch 
unsere Interessen und Ideale uns führen mögen in Krieg und 
Frieden, in guten und schweren Tagen, die Aufgabe, die Pflege 
der deutschen Sache in der Welt, muß stets die höchste bleiben. 
Früher hörten wir oftmals die Klage: „Ohne Bismarck geht 
es eben nicht voran mit uns Deutschen.“ Das wäre ein trauriges, 
kleinmütiges Bekenntnis der Schwäche unserer Art. Dagegen 
hören wir ihn selbst 1885 sagen: „Was mich ermutigt, das sind 
die Zeichen an unserer heranwachsenden Generation. In unserer 
Jugend ist ein ganz anderer nationaler Schwung und eine gruß- 
artigere Auffassung des politischen Lebens, als in allen meinen 
Altersgenossen. Lassen Sie uns mal erst alle sterben, dann
	        
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