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so vielter Hand offenbart, wenigstens richtig und wertvoll, dann
mag der Ballast ja noch hingehen, aber es gibt mehr und mehr
Produkte des schreibenden Eifers und des Buchhandels, in denen
die Belegstellen wie Wildbäche sich tummeln. Mit diesen haben
sie aber oft nur die Wildheit und den Schaum gemein, nicht die
kristallene Klarheit und Wahrheit. Prof. An. HARNACK hat eine
lesenswerte und lehrreiche Abhandlung geschrieben, „Ueber An-
merkungen in Büchern“. Wann wird uns der Humorist er-
stehen, der uns über die Zitate ın Büchern erzählt?
Denn einer humoristischen Ader wird sich, wer ungesunden Aerger
vermeiden will, versehen müssen, wenn er das Labyrinth von Irr-
und Wirrsalen betritt, das sich ihm hier mannigfach auftut !°.
1% Dabei darf die sehr ernste Seite der Sache nicht außer Acht gelassen
werden, wenn man bedenkt, wie unter Umständen ein falsches Zitat fort-
zeugend zu einer unbegründet herrschenden Lehre, ein unrichtig ange-
wandtes oder verallgemeinertes Präjudiz lebendige Interessen von Parteien
opfern kann. Wie dergleichen zu einer ruinösen Mißgestaltung des Völker-
rechts führen konnte, hat letzthin Prof. MENDELSSOHN BARTHOLDY in DJZ.
1915 S. 663 ff. mit erschreckender Deutlichkeit aufgezeigt.