Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 34 (34)

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in falsche Sicherheit einwiegen könnte. Werden die überwun- 
denen Gegner sich bescheiden, wird England seinen Anspruch auf 
die beherrschende Rolle im Welthandel aufgeben, Frankreich seine 
Revancheidee fahren lassen, der panslawistische Ansturm auf das 
Germanentum aufhören? Der Menschenfreund mag auf lange 
friedliche Entwickelung hoffen, aber besonnene Staatsleitung muß 
eine Erneuerung des Weltkrieges unter bedeutend gesteigertem 
Kräfteaufwand der Gegner ins Auge fassen. Sicherheit können 
die beiden Verbündeten nur finden in voller Anspannung ihrer 
militärischen Kräfte. Die politische Entwickelung Europas, durch 
Konkurrenzneid entfesselte mächtige Feindschaft hat uns in ein 
ehernes Zeitalter gestellt. Die Hoffnung, daß es sich als Durch- 
gangspunkt zu einem goldenen erweise, bleibt unverwehrt. 
Eine vergleichende Würdigung der deutschen und der öster- 
reichisch-ungarischen Heereseinrichtungen wäre jetzt, wo wir noch 
mitten im Kampfe stehen, nicht am Platze. Darüber aber kann 
kein Zweifel sein, daß überall, wo — hier oder dort — ein Ver- 
besserungsbedürfnis bestehen sollte, unter Verwertung der ge- 
machten Kriegserfahrungen in dem neuen Bundesverhältnisse 
Wandel geschafft werden muß zu Nutz und Frommen beider Ver- 
bündeten. Doch nicht Sache des Grundvertrags, wenn ein solcher 
als Gegenstand parlamentarischer Beschlußfassung ausgeschieden 
wird, wohl der ihn ergänzenden Abmachungen der Regierungen 
wird es sein, die nötige Uebereinstimmung und Verbesserung zu 
erzielen. 
Es genügt nicht, die Wehrpflicht in beiden Reichen gleich 
zu bemessen, es ist auch Einheit anzustreben in der Organisation 
und Formation, in Bewaffnung und Kommando, in der Ausbildung 
der Mannschaften, sowie in der Qualıfikation der Offiziere In 
welchem Maße hierbei das deutsche, in welchem das österreichische 
Muster den Vorzug verdient, in welchen Beziehungen selbständige 
Verbesserungen anzustreben sind, wird demnächst den Gegenstand 
eingehender fachmännischer Erwägung zu bilden haben. Erst auf
	        
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