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Die Minderheit hat sich zu fügen. Sie hat nur das Recht zu debattieren
und zu versuchen, später selbst die Mehrheit zu werden. Solange sie
aber die Minderheit ist, gebührt ihr Unterwerfung unter den Mehrheits-
willen.“
Sehr richtig bemerkt hierzu VIKTOR ZENKER a. a. O. S. 26 ff.,
daß die Annahme, die Mehrheitsbeschlüsse des Parlamentes ent-
sprächen dem Mehrheitswillen des Volkes, doch immer nur eine
Reebtsfiktion seı und daß eine solche sich nur dann halten lasse,
wenn das Verhältnis der Parteien im Parlamente ganz genau dem
Verhältnis der Parteien im Volke entspräche. Selbst wenn dem
so wäre, sei es doch sehr fraglich, ob wirklich das Wesen der
Demokratie in der unbedingten Anerkennung des Majoritätsprinzips,
also darın bestehe, daß die Mehrheit die Minderheit einfach
beherrscht. Denn in der Demokratie soll nicht das Mehrheits-
interesse, sondern das Gesamtinteresse entscheiden. Die bloße
numerische Stärke einer bestimmten Interessengruppe gebe aber
noch lange kein Bild von der Bertrntung und Wertung eines be-
stimmten Interesses für die Gesanitkeit. Und wenn es — theo-
retisch betrachtet — wohl möglich sei, daß sechs Millionen der
einen Berufsklasse für die Gesamtheit eine viel größere Bedeutung
haben, als dreizehn Millionen einer andern Berufsklasse, liege es
dann im Interesse der Allgemeinheit, die sechs Millionen einfach
durch die dreizehn Millionen beherrschen zu lassen? Ein so
hrutales Prinzip solle das Wesen der Demokratie ausmachen, die
ja doch in dem Selbstbestimmungsrechte des ganzen Volkes als
einer lebendigen Einheit und sonach auch jedes einzelnen sozialen
Kreises im Volke bestehen solle? Wollte man die Einen durch
die Anderen beherrschen lassen, so brauchte man keine Demokratie
und noch weniger den umständlichen Apparat des Parlamentaris-
mus. In der Deiokratie solle aber niemand „herrschen“.
Nun ist aber in der Demokratie, wo zwar alle Bürger das
gleiche Recht auf Beteiligung am Staatsleben haben, aber doch nicht
eines Sinnes sein können, die rein niechanische Bildung des Volks-
willens aus der Mehrzahl gar nicht zu entbehren. Es entscheidet