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Die Reichspost als „Betriebsverwaltung“ des
öffentlichen Rechts.
Von
Regierungsrat Dr. STAEDLER, Berlin.
„Betriebsverwaltung* des öffentlichen Rechts klingt
heute paradox. Der moderne Sprachgebrauch, indem er zwischen
Betriebs- und Hoheitsverwaltungen unterscheidet'!, er-
kennt nur den letzteren öffentlich-rechtliche Eigenschaft zu?.
Dabei gelten als Symbole der Verwaltungshoheit, wie in der Zeit
vor dem November 1918, so noch heute die Begriffe Obrigkeit,
1 Vgl. RFinanzMinBl. 1920 S. 101 und häufig anderwärts; s. auch den
t. t. „Reichsbetriebe“ im Erlaß 15. 5. 20 (Sozialisierungskommission, RGBl.
8. 981), in der VO. 21. 7. 19 (Kündigungen, RGBl. S. 660, $ 1), sowie
„öffentliche Betriebe“ in der VO. 9. 1. 19 (Schwerbeschädigte, RGBl. S. 28,
8 1) und Novelle 24. 9. 19 (RGBl. S. 1720, Art. 1), „Reichsbetriebe“ in der
VO. 14. 4. 20 (BetriebsräteG@., RGBl. S. 522); nicht identisch die
Terminologie des Reichsversicherungsrechts: „Betriebe des Reichs“ (RVersO.
19. 7. 11, RGBl. S. 509, $$ 169, 255, 1234), „Dienstbetriebe d. R.“ (ebd.
& 246), „Reichsbetriebe“ (ebd. $ 317), „Betrieb für Rechnung d. R.* (ebd.
88 624, 957, 1119), desgl. AngestelltenVersG. 20. 12. 11 (RGBl. S. 989) 8 9:
„Betriebe d. R.“, ferner RGewerbeO. 1. 6. 91 (RGBl. S. 261) $ 155, desgl.
30. 6. 00 (RGBl. S. 321) ebd.
® Nach ihm gilt der Satz: „die Betriebsverwaltung vivit lege civili“,
und die Verordnungssprache der Hoheitsverwaltungen nimmt keinen An-
stoß daran, den Betriebsverwaltungen den Abschluß von Verträgen, scil.
bürgerlichen Rechts, untereinander (!) zuzumuten, während die Hoheitsver-
waltungen nicht daran denken, beispielsweise ihre Grundstücke unter-
einander im Wege des Kaufsund Verkaufs auszutauschen; nur von
„Ueberlassen“ und „Entschädigen“ ist in solchen Fällen die Rede.
Archiv des öffentlichen Rechts. XLII. 2. 13