Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 42 (42)

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überwachen und überhaupt die allgemeine Kontrolle der Finanz- 
gebarung zu leiten. Diese Zentralkommission wäre der Zentral- 
verwaltungskommission, bzw. dem Landeskongreß der Räte ver- 
antwortlich gewesen. Sofort nach Annahme des bezüglichen 
Paragraphen schritt man zur Wahl des erwähnten Ausschusses. 
Diese fiel auf Mathias Räkosi (jüdischer Kaufmann), Johann 
Vanczäk (Eisenbahnarbeiter) und Dr. Julius Hajdu (jüdischer 
Rechtsanwalt aus Pecs). Interessant ist, daß die Genannten gleich- 
zeitig Mitglieder der die eigentliche exekutive Gewalt ausübenden 
Verwaltungskommission, sowie des Landeskongresses der Räte 
waren, denen sie — laut Verfassung — verantwortlich gewesen 
wären. Sie waren daher sowohl in der Regierung als in der 
Politik interessierte Personen. Eine Spur ihrer Tätigkeit haben 
sie nicht hinterlassen. Lediglich Mathias Räkosi zeigte sich 
gelegentlich einmal in den Amtsräumen des Staatsrechnungshofes. 
Bald hielt er es für geraten, das Landesoberkommando der Roten 
Wache zu übernehmen. Die Liquidierung des Staatsrechnungs- 
hofes aber wurde nicht angeordnet und die Kontrolle, welche die 
Revisoren der Geldinstitutszentrale nicht nur bei den gewesenen 
staatlichen Institutionen, sondern auch den sozialisierten Betrieben 
ausübten, war eher auf Beibehaltung des alten Systems als auf 
praktische Verwirklichung der neuen Ideen gerichtet. Auch be- 
züglich des überwiegenden Teiles der Revisoren gilt die allgemeine 
Klage der Bolschewisten: die politische Verläßlichkeit der geistigen 
Arbeiter stehe im umgekehrten Verhältnis zu ihren Fachkennt- 
nissen. 
Obwohl also nach Lenin die Buchführung und die Kontrolle 
eine Kardinalfrage der sozialistischen Revolution ist (siehe „Die 
nächsten Aufgaben der Sowjetregierung“ S. 16), konnte sich die 
ungarische Sowjetregierung selbst zur Zeit ihres Sturzes in dieser 
Hinsicht keiner Ergebnisse rühmen. Sie waren unfähig, die alte 
Staatsorganisation zu liquidieren, aber auch unfähig, den die Ge- 
samtproduktion und die Warenverteilung an sich reißenden Sowjet-
	        
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