Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 42 (42)

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staatshaushalt übersichtlich, die Buchhaltung und Kontrolle ein- 
heitlich zu gestalten. Abgesehen von den zahlreichen Unter- 
schlagungen ist dieses ohnmächtige Ringen die Erklärung dafür, 
daß heute! noch nicht genau festgestellt werden kann, welchen 
Milliardenschaden die Herrschaft der Bolschewisten dem Staate und 
welchen sie durch die Sozialisierungen der Bevölkerung ver- 
ursacht. 
IV. Der Beamtenkörper. 
An dieser Stelle ist die Klärung der Frage erwünscht, welche 
Haltung der Beamtenkörper der Proletarierdiktatur gegenüber ein- 
genommen. 
Diese Frage kann gesondert von den seit der sogenannten Oktober- 
revolution eingetretenen Ereignissen nicht richtig beurteilt werden. 
Der Landesverein der Staatsbeamten — neben einigen Zweigver- 
einen seit Jahren die einzige Vertretung der öffentlichen Beamten, 
Angestellten und Diener — war nicht derart organisiert, daß er 
mit den darin vertretenen Massen ständige Fühlung gehabt hätte. 
Die Gelegenheit ausnützend, entfaltete der auf gewerkschaftlicher 
Grundlage stehende Landesverband der öffentlichen Angestellten 
im Rahmen der der Oktoberrevolution folgenden großangelegten 
sozialistischen Agitation fieberhafte Tätigkeit. Bald traten die 
Erfolge in Erscheinung, so daß bei einer Vollversammlung des 
Landesvereines der Staatsbeamten die alte Vereinsleitung gestürzt 
werden konnte Um nicht ganz ohne Vertretung zu bleiben, lei- 
teten die Staatsbeamten nicht sozialistischer Gesinnung auf breiter 
Grundlage eine Bewegung ein, die zur Gründung der Landes- 
kammer der Staatsbeamten führte. Infolge des von Tag zu Tag 
wachsenden sozialistischen Terrors und der heftigen Agitation des 
Landesverbandes der öffentlichen Angestellten war das Schicksal 
der Kammer bald besiegelt, so daß seit dem 21. März der Landes- 
verband die einzige Organisation der öffentlichen Beamten war. 
1 Geschrieben im Monat Dezember 1919.
	        
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