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heitspartei in Leipzig, die er unbegreiflicherweise nicht verboten habe,
die Polizei gegen die Arbeiterschaft eingesetzt hätte. Da die drei
bürgerlichen Parteien sofort erklärten dem Antrage zuzustimmen, wo-
bei die Demokraten den Rücktritt der gesamten Regierung und ihre
Umbildung unter Verbreiterung ihrer Basis nach rechts forderten, war
die Lage des Ministeriums wiederum unhaltbar geworden, denn es
konnte eines seiner wichtigsten Mitglieder nicht fallen lassen. Nach
Annahme des Mißtrauensvotums trat es zurück.
Nach diesen Vorgängen, die deutlicher als je die Unzuverlässigkeit
der Kommunisten und die Unmöglichkeit erwiesen hatten, auf ihre
Unterstützung eine Regierungsbildung mit der Gewähr auch nur einiger
Dauer zu gründen, schien es zunächst so, als ob die sozialdemokratische
Partei, bei der infolge ihrer Stärke nach wie vor die Entscheidung
liegen mußte, sich endgültig von den Kommunisten abwenden und die
alte Koalition mit den Demokraten wieder herstellen würde. Da Sozia-
listen und Demokraten zusammen mit 48 Mandaten aber nur die Hälfte
der Stimmen des Landtages und damit also keine Mehrheit besessen
hätten, wäre diese Koalition bei der Führung der Geschäfte auf eine
Unterstützung oder zum mindesten auf die wohlwollende Neutralität
der deutschen Volkspartei angewiesen gewesen. Da eine solche Haltung
dieser Partei nicht ohne politische Zugeständnisse zu haben gewesen
wäre, so stellte der linke Flügel der sozialdemokratischen Fraktion,
der nicht schlechthin identisch mit den alten unabhängigen Führern ist,
der Lösung der Krisis auf diesem Wege unüberwindliche Schwierig-
keiten entgegen. Mit der demokratischen Fraktion erfolgte zwar eine
unverbindliche Fühlungnahme, gleichzeitig aber wurden auch wiederum
eindringliche Verhandlungen mit den Kommunisten geführt. Diese ver-
liefen zunächst ergebnislos, und nachdem bereits am 6. Februar die
Wahl eines Ministerpräsidenten nicht zustande gekommen war, da der
Kandidat der sozialdemokratischen Partei, Buck, keine absolute Mehr-
heit erzielte, weil im übrigen jede Fraktion ihren Vorsitzenden wählte,
wiederholte sich dieses Schauspiel am 13. Februar unter gereizten Er-
klärungen der Führer, welche die Schwere der Krisis und die Unfähig-
keit der Beteiligten, sie zum Wohle des Landes rasch zu überwinden,
klar hervortreten ließen. Obwohl nach dem Rücktritt der Regierung
an der Spitze des Staates nur ein Geschäftsministerium stand, ver-
zögerte sich die Neuwahl des Ministerpräsidenten bis zum 21. März.
Inzwischen hatte ein Landesparteitag der Sozialdemokraten stattgefun-
den, dem die sozialdemokratische Fraktion, unfähig, die Krisis aus
Archiv des öffentlichen Rechts. N. F. 6. Heft 1. 8