Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 45 (45)

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System. Das Versagen gibt nach französischer Auffassung das 
Recht auf Sanktionen, und diese Sanktionen schlagen die Brücke 
für die imperialistische Rheinpolitik. Auf die Verwirklichung der 
politischen Ruhr- und Rheinlandspläne ist alles Sinnen und Trach- 
ten der Franzosen eingestellt. Auch die produktiven Pfänder, die 
übrigens unter den Händen der Franzosen aufgehört haben zu 
produzieren, sind nur Mittel zum Zweck. 
Die frühere Annexionspraxis war humaner. Mit einer schmerz- 
haften Operation, die direkt aufs Ziel losging, war alles über- 
standen, und der verstümmelte Körper konnte sich erholen. Heute 
aber, wo den Völkern ein Selbstbestimmungsrecht vorgespiegelt 
wird, ist das Wort „Annexion“ verspönt, und man verfolgt eine 
andere Methode. Ein Volk wird so lange zermürbt, bis es dem 
Peiniger von selbst sozusagan als reife Frucht in den Schoß fällt. 
Die heutige Annexionspolitik hat einen sadistischen Zug. Der Gang 
nach Golgatha wird in Stationen zurückgelegt, denen man die Auf- 
schrift geben kann: Wirtschaftliche und geistige Durchdringung, 
Anbiederung, Einschüchterung, Autonomie, Losreißung, Anglie- 
derung. Es handelt sich um eine schrittweise Abtrennung vom 
Vaterland, um eine fortschreitende Anpassung an das siegreiche 
Geistes- und Wirtschaftsgebiet. Am Einde steht die rechtliche 
oder wenigstens tatsächliche Einverleibung. 
Das Völkerrecht war die Blüte der Menschheitskultur. Es 
verdankt der Kultur seinen Ursprung und vergalt das, indem es 
die Kultur wieder stützte und förderte. 
Aber Völkerrecht und Kultur befinden sich heute in der Rolle 
eines Menschen, dem sein Todesurteil gesprochen worden ist. Die 
Kultur steht an einem Wendepunkt. 
Die Kulturwacht am Rhein und an der Ruhr ist in die Hände 
der Schwarzen gelegt worden. Was das heißt, wird im besonderen 
Amerika wohl zu würdigen wissen. Das Völkerrecht wird im Rhein- 
und Ruhrgebiet im Namen des Völkerrechts mit Füßen getreten. 
Wir haben den Frieden der Gewalt.
	        
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