736 Zehntes Buch. Answirtige Berwaltung.
des Strandvogts; letzteres find von den Landesregierungen angestellte, regelmäßig
den Strandämtern untergeordnete Beamte !. Die den Strandämtern bezw. Strand-
vögten im Inland obliegenden Rechte und Pflichten kommen im Auslande regel-
mäßig den Konsuln zu?, die nach den Konsular= und Schiffahrtsverträgen berechtigt
sind, die Hülfe der Ortsbehörden zu fordern (mit Italien, Art. 18, Spanien,
Art. 18, den Niederlanden, Art. 9, der Nordamerikanischen Union, Art. 16, Portugal,
Art. 19, Perfien, Art. 10, Rußland, Art. 19, Zanzibar, Art. 14, Guatemala und
Honduras, Art. 29) #.
Jurissdictionskonfuln.
§522, Abs. 1 des Konsulatsgesetzes schreibt vor: „Den Bundeskonfuln steht eine volle
Gerichtsbarkeit zu, wenn sie in Ländern refidiren, in welchen ihnen durch Herkommen
oder durch Staatsverträge die Ausübung der Gerichtsbarkeit gestattet ist.“ Das
Verfahren wird nach Außerkraftsetzung des Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit
vom 10. Juli 1879 (R.-G.-Bl. 1879, S. 197) durch das Gesetz über die Konsular-
gerichtsbarkeit vom 7. April 1900 (R.-G.-Bl. 1900, S. 213) bestimmt. Dieses
Gesetz schreibt in § 1, Abs. 1 vor, daß die Konsulargerichtsbarkeit durch Kaiserliche
Verordnung mit Zustimmung des Bundesraths für bestimmte Gebiete und in An-
sehung bestimmter Rechtsverhältnisse außer Uebung gesetzt werden kann. Anderer-
seits hängt die Ausübung der Konsulargerichtsbarkeit zugleich von dem Willen
desjenigen Staates ab, in dem sie geübt werden soll, kann also von diesem, wenn
er die Macht dazu hat, einseitig aufgehoben werden. Zur Zeit besteht diese Ge-
richtsbarkeit in China (Vertrag vom 2. September 1861, Preuß. Ges.-S. 1863,
S. 265, Art. 37, 38), Siam (Vertrag vom 7. Februar 1862, Preuß. G.-S. 1864,
S. 717, Art. 9 ff.), Persien (Vertrag vom 11. Juni 1873, R.-G.-Bl. 1873,
S. 351, Art. 13), Korea (Vertrag vom 26. November 1883, R.-G.-Bl. 1884,
S. 221, Art. III) und — allerdings sachlich eingeschränkt — im Gesammtgebiete
der Türkei". Im Berliner Vertrage vom 13. Juli 1878 (R.-G.-Bl. 1878,
S. 307, Art. 8, Abs. 4, Art. 37, Abs. 3 und Art. 49) wurde bestimmt, daß die
bis dahin allgemein im Gesammtgebiete der Türkei bestandene konsularische Juris-
diction auch in Bulgarien, Serbien und Rumänien in Kraft bleiben soll, bis fie
durch gemeinsames Einverständniß der Betheiligten beseitigt wird. Letzteres ist ge-
schehen bei allen Grundstreitigkeiten in der Türkei gemäß Protokoll vom 9. Juni
1868, sodann in allen Fällen in Serbien und Rumänien. In Bosnien
und der Herzegowina ist sie gleichfalls abgeschafft 5, desgleichen in Tunis"
und in Cypern'?. Sie bestand früher auch in Japan, wo fie gemäß Vertrag
vom 4. April 1896 (R.-G.-Bl. 1896, S. 715, Art. XX) mit dem Inkrafttreten
dieses Vertrages außer Anwendung gekommen ist. Nach dem Handels-, Freund-
schafts= und Schifffahrtsvertrage mit Korea vom 26. November 1883 (N.-G.-Bl.
1884, S. 221) wird die Reichsregierung auf die deutsche Konsulargerichtsbarkeit
verzichten, sobald nach ihrer Auffassung das Gerichtsverfahren und die Gesetze des
Königreichs Korea Solches angemessen erscheinen lassen. Aufgehoben ist sie endlich
durch Frankreich 1884 in Anam und Tonkin, wie neuerdings in Mada-
gaskar'. Unter Einschränkung der Konsulargerichtsbarkeit find in der Türkei
gemischte Gerichte (halb Türken, halb Abendländer) für Handelssachen und Vergehen
7. Juni 1880 (R.-G.-Bl. 1880, S. 146), dazu
Verordnung vom 28. Dezember 1880 (R.-G.-Al.
1880, S. 191).
1 §5 7 und 1 der Strandungsordnung;
Zorn, Staatsrecht, II, S. 908 ff.
2# v. König, S. 346
2* S. Laband, II, S. 23.
*Vo9l. v. Liszt, Völkerrecht, S. 87. Sie
war hier anerkannt bis auf Weiteres im
14. Protokoll des Pariser Vertrages vom
25. März 1856.
6Gesetz, betreffend die Konsulargerichtsbarkeit
in Bosnien und in der Herzegowina, vom
*Erklärung zwischen dem Reiche und Frank-
reich, betreffend die Regelung der Vertrags=
beziehungen zwischen Deutschland und Tunis,
vom 18. November 1896 (R.-G.-Bl. 1897, S. 7).
7 Durch England (v. Li#szt, S. 88).
s v. Liszt, S. 88.