18.
Juni
1675
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vertraute auf Gott. Sein Wahlspruch war: „Gott ist meine Stärke.“ Dem Land—
manne verschaffte er Vieh und Saatkorn, und in die entvölkerten Gegenden zog er
Ansiedler aus Holland und der Schweiz, die den sandigen und sumpfigen Boden
der Mark in fruchtbare Felder und Gärten umwandelten. Von jedem Bauer
verlangte er, daß er bei seinem Hause einen Garten anlegte, und keiner sollte
heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens sechs Obstbäume gepfropft und eben—
soviel Eichbäume gepflanzt hätte.
6. Sinfall der Schweden. 1674 war der Kurfürst gegen die Franzosen,
die das deutsche Land am Rhein arg verwüsteten, zu Felde gezogen.
Eines Tages erschien bei ihm ein französischer Offizier und erbot sich, den französischen
Feldherrn gegen eine Belohnung zu vergiften. Der Kurfürst hörte den Vorschlag mit
Verachtung an, wandte dem Verräter den Rücken und schrieb an seinen Gegner: „Nehmen
Sie sich in acht! Es gibt Leute in Ihrem Lager, die Ihnen nach dem Leben trachten.“
So edelmütig handelte er gegen seine Feinde.
Während er mit seinen Truppen am Rheine stand, fielen die Schweden, von
den Franzosen aufgewiegelt, in sein Land ein. Als der Kurfürst davon erfuhr,
eilte er sofort in die Heimat. Die Bauern hatten sich unterdessen mit Sensen
und Heugabeln bewaffnet und waren unter Führung der Förster gegen die
Schweden ausgezogen. Ihre Fahnen trugen die Inschrift:
„Wir sind Bauern von geringem Gut
und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut.“
Sie vermochten jedoch nichts auszurichten.
7. Febrbellin. (18. Juni 1675.) In etwa drei Wochen hatte der Kur-
fürst den weiten Weg vom Rhein nach der Havel zurückgelegt. Sobald die
Schweden von seiner Ankunft hörten, zogen sie sich zurück. Am 18. Juni
kam es bei Fehrbellin zur Schlacht. Es war ein heißer Kampf. Den 6000
Reitern des Kurfürsten stand ein Feind von 12000 Mann entgegen. Der
Kurfürst selbst stürzte sich in den Kampf, und mancher Feind ward von seiner
Hand zu Boden geschmettert. Als die Dragoner ihren Führer verloren hatten,
stellte er sich an ihre Spitze und rief: „Getrost, tapfre Soldaten! Ich,
euer Fürst und Hauptmann, will siegen oder zugleich mit euch sterben!"
Einmal war er im Kampfe dicht von seinen Feinden umringt. Er schien
verloren. Da sprengten neun Dragoner heran und hieben ihn wieder heraus.
Schon um 11 Uhr vormittags hatte der Kurfürst einen glänzenden Sieg ge-
wonnen.
8. Hls Familienvater und Christ. In der Häuslichkeit des Kurfürsten
ging es sehr einfach her. Des Morgens gab es Biersuppe, und auch die Mittags-
tafel war meist nur mit sehr einfachen Speisen besetzt. Im Obst= und Küchen-
garten säte und propfte er mit eigener Hand. Man hat auch gesehen, wie er
in Potsdam die Karpfenteiche ausfischte, im Lustgarten seine Tulpen begoß und
Singvögel, die er auf dem Markte gekauft hatte, eigenhändig nach Hause trug. —
Die Religion war ihm Herzenssache. Jeden Tag verrichtete er in seinem Schlaf-
gemach sein Morgen= und Abendgebet. Des Sonntags ging er regelmäßig in
die Kirche. Das Neue Testament und die Psalmen begleiteten ihn auf allen
seinen Kriegszügen. Auch seine edle Gemahlin Luise Henriette teilte diesen
frommen Sinn. Sie stiftete das Waisenhaus in Oranienburg. Ihr Lieblings-