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6. Friedrich II., der Große. 1740—1786.
Wahlspruch: „Für Ruhm und Vaterland.“
a. Aus der Jugenezeit.
1. Srlte Kindbeit. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 geboren. Sein
Vater, Friedrich Wilhelm I., wollte aus ihm einen guten Christen, einen spar-
samen Haushalter und einen tüchtigen Soldaten machen. Damit der Kronprinz
rechte Liebe zum Soldatenstande bekäme, mußte er von klein auf Uniform tragen,
und Trommel, Säbel und Gewehr waren seine Spielsachen. Als er kaum
fünf Jahre alt war, bildete ihm sein Vater eine Kompagnie von 110 adligen
Knaben, mit denen er soldatische Spiele übte, und vom zehnten Jahre an mußte
er öfter als gemeiner Soldat mit Flinte und Tasche vor dem Schlosse Schild-
wache stehen.
2. Zwielpalt. Dem Kronprinzen wurden jedoch die straffen soldatischen
Ubungen bald zuwider. Dagegen hatte er große Liebe zur Dichtkunst, las auch
gern französische Bücher und ergötzte sich mit Flötenspiel. Das waren aber lauter
Dinge, die sein Vater durchaus nicht leiden konnte. Fritz trieb sie daher im
geheimen. Aber der König merkte es doch zuweilen und schalt ihn dann heftig
aus, ja drohte ihm auch wohl mit aufgehobenem Krückstocke. Trotzdem ließ der
Kronprinz heimlich den Flötenspieler Quanz aus Dresden kommen und sich von
ihm Unterricht erteilen.
Eines Abends, als die beiden so gemütlich beisammen waren — der Prinz mit
zierlichem Haarbeutel und in gesticktem Schlafrocke — hörten sie plötzlich den Tritt des
Königs. Schnell sprang Quanz in ein Versteck; Flöte und Noten wurden beiseite gebracht,
und Friedrich legte in aller Eile die Uniform an. Der Vater merkte dennoch, was ge-
schehen war, warf Schlafrock und Haarbeutel ins Feuer und konnte des Scheltens kein
Ende finden.
Immer strenger wurde von jetzt an der Kronprinz bewacht, und nicht selten
bekam er den Krückstock zu fühlen. „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet,“ sagte
der König zornig, „er wird mir meine ganze Arbeit verderben.“" Dazu kam
noch, daß ihn der König gegen seinen Willen mit einer braunschweigischen
Prinzessin verheiraten wollte.
3. Flucht. Diese Behandlung brachte in dem Kronprinzen den Entschluß
zur Reife, heimlich nach England zu entfliehen. Im Sommer 1730 machte der
König eine Reise nach Süddeutschland. Der Kronprinz begleitete ihn. Vom
Rhein aus wollte er die Flucht bewerkstelligen, und zwei seiner Freunde, von Keith
und von Katte, sollten ihm dabei behilflich sein. Einmal übernachtete der König
mit dem Kronprinzen in einem Dorfe nicht weit von Heidelberg in einer Scheune.
Gegen 3 Uhr verließ Friedrich in einer Verkleidung die Schlafstätte und wollte
ein Pferd besteigen. Ein Diener bemerkte es und hielt ihn zurück. Der König
verbarg zunächst seinen Zorn. Erst in Preußen wollte er über den „feigen Deserteur“
Gericht halten. In Wesel fand das erste Verhör statt. Der König war außer
sich vor Zorn und zog den Degen, um Friedrich zu durchbohren. Der General
von Mosel aber warf sich dazwischen und sagte: „Durchbohren Sie mich, aber
schonen Sie Ihres Sohnes.“ Von hier wurde der Kronprinz auf die Festung
Küstrin gebracht; ein Kriegsgericht sollte ihn zum Tode verurteilen. Doch be-
gnadigte ihn der König zu lebenslänglicher Festungshaft. #