Full text: Der erste Geschichtsunterricht.

— 19 — I 
g. Die letzten Kriegsjahre. Doch bald lächelte dem Könige wieder das 
Glück. 1760 schlug er die Osterreicher zuerst bei Liegnitz und vertrieb sie 1760 
dann aus Schlesien. Einige Monate später erfocht Zieten einen neuen Sieg bei 
Torgau, und dadurch fiel auch Sachsen wieder in Friedrichs Hände. Im nächsten 
Jahre bezog Friedrich bei Bunzelwitz in Schlesien ein festes Lager. 135000 
Feinde umstanden ihn in weitem Kreise. Fast wollte ihm der Mut in dieser 
bedrängten Lage entfallen. Zieten aber suchte ihn zu trösten. „Hat Er sich 
etwa einen neuen Verbündeten angeschafft?“ fragte ihn da einmal der König. 
„Nein, Majestät," entgegnete Zieten, „nur den alten dort oben, der verläßt uns 
nicht.“ Zieten behielt recht. In Rußland starb die Kaiserin Elisabeth, und ihr 
Nachfolger, Peter III., schloß sofort mit Friedrich ein Bündnis. Bald darauf 
bequemte sich auch Maria Theresia zum Frieden. Dieser wurde 1763 auf dem 1763 
Jagdschlosse Hubertusburg geschlossen. Friedrich behielt ganz Schlesien. Nicht 
ein Dorf hatten ihm die Feinde uehmen können. Ganz Europa bewunderte ihn 
als den größten Kriegshelden. 
c. Des Königs Generale. 
1. Seydlitz. Unter den Heerführern des großen Königs zeichnete sich 
Seydlitz durch Mut und Kühnheit ganz besonders aus. Die Siege bei Roßbach 
und Zorndorf waren zum größten Teil sein Verdienst. Als kühner Reiter tat 
er es allen voran, und man erzählt von ihm manch gewagtes Reiterstückchen. 
So ritt er einstmals unter den Flügeln einer schnellgehenden Windmühle hindurch, 
und ein andermal setzte er mit seinem Pferde über eine fahrende Kutsche (zwischen den 
Insassen und dem Kutscher) hinweg, wobei er vor den beiden Damen, die in dem Wagen 
saßen, noch höflichst den Hut abzog. 
Berühmt machte ihn der Uberfall von Gotha. Es war kurz vor der Schlacht 
bei Roßbach. Da schickte die Herzogin von Gotha, eine Freundin des Königs, 
einen Bauer mit einem Zettel zu ihm, daß in Gotha 8000 Mann lägen, die 
leicht zu überrumpeln seien. Sofort machte sich Seydlitz mit 1500 Dragonern 
und Husaren auf und ritt am hellen Tage mit seiner kleinen Schar in die Stadt 
ein. Die französischen Offiziere hatten sich eben im Schlosse zur Tafel gesetzt. 
Entsetzt sprangen sie auf und jagten mit der ganzen Besatzung davon. Seydlitz 
aber nahm mit seinen Offizieren an der Tafel Platz und ließ es sich wohlschmecken. 
Dann ritt er mit seinen Truppen wieder zum Heere des Königs zurück. 
2. Zieten. Noch bekannter als Seydlitz ist General Zieten. Er stand dem 
Könige stets treu zur Seite, und in vielen Schlachten war der Sieg hauptsächlich 
durch ihn errungen worden. Seinen Ehrentag aber hatte er in der Schlacht bei 
Torgau. Die Nacht nach dieser Schlacht verbrachte der König in einer Dorf- 
kirche. Er wußte noch nicht, ob sein Heer gesiegt hatte oder geschlagen worden 
war. Da begegnete ihm am nächsten Morgen Zieten und rief ihm zu: „Mojestät, 
der Feind ist geschlagen, er zieht sich zurück.“ Friedrich, darüber hoch erfreut, 
sprang schnell vom Pferde und umarmte den treuen General. Zieten weinte vor 
Freuden. Die Soldaten aber riefen: „Es lebe der König! Es lebe unser Fritz! 
Es lebe Zieten, der König der Husaren!“ Wenn dem Könige zuweilen der Mut 
entfallen wollte, dann war es Zieten, der ihn durch sein Gottvertrauen wieder aus- 
richtete (s. o.). Der König schätzte daher den „alten Vater Zieten“ auch noch 
nach dem Kriege sehr, besuchte ihn häufig und sah ihn auch gern bei sich in Potsdam. 
2*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.