Seschickte.
1. Milbelm II.
Seit dem 15. Juni 1888 Deutscher Kaiser.
Wahlspruch: „Allweg gut Zolre!“
1. Seine Jugend. Unser Kaiser Wilhelm ll. wurde am 27. Januar 1859
geboren. Sein Vater, Kaiser Friedrich III., war damals noch Prinz. Seine
Mutter, eine englische Prinzessin, führte nach dem Tode ihres Gemahls den Namen
„Kaiserin Friedrich".
Als der Prinz etwa 3/“ Jahre alt war, kamen einmal einige Berliner Bürger ins
Schloß zu seinem Vater. Dieser nahm die Gäste sehr leutselig auf und zeigte ihnen auch
den kleinen Prinzen. Einer der Bürger wollte dem Prinzlein eine Freude machen und
hielt ihm seine Uhr hin. Der Prinz griff danach und wollte sie erst gar nicht wieder
loslassen. Da lächelte der Vater und sagte: „Sehen Sie, meine Herren, was ein Hohen-
zoller einmal in seiner Hand hat, das läßt er auch so leicht nicht wieder los.“
2. Huf dem Spielplatze. In seinem siebenten Jahre erhielt der Prinz
den ersten Turnunterricht. Auf einem Platze neben dem Schlosse wurden Turn-
geräte, eine Scheibe zum Schießen und ein Mastbaum mit den dazu gehörigen
Tauen aufgestellt. Stundenlang tummelte sich hier Prinz Wilhelm mit seinem
jüngeren Bruder Heinrich lustig umher. Prinz Heinrich zeigte schon damals
seine Vorliebe für die Marine und kletterte am liebsten in den Strickleitern und
auf den Segelstangen umher, während Prinz Wilhelm gern Schanzen und Lauf-
gräben baute. Zuweilen luden sich die Prinzen auch die Zöglinge des Militär-
Waisenhauses zum „Kriegspielen“ ein. Die Fahne schwingend, erstürmte dann
Prinz Wilhelm mit einem Teile der Knaben die Schanzen, die von seinem
Bruder Heinrich und dessen Spielgenossen verteidigt wurden. Doch nicht eher
ruhte Prinz Wilhelm, als bis er die Fahne auf der feindlichen Schanze auf-
pflanzen konnte.
3. Drinz und Matrole. Viel Vergnügen machte es auch dem Prinzen,
in seinem kleinen Boote „Kuckuck“ auf der Havel umherzufahren. Dabei begleitete
ihn stets ein Matrose, um ihm das Rudern zu zeigen und ihm im Falle der
Not beizustehen.
Eines Morgens kam er etwas früher als gewöhnlich mit seinem Erzieher zum Boots-
platze. Der Matrose hatte soeben ein Boot frisch geteert. Er steckte daher noch in seiner
schmutzigen Teerjacke und hatte auch Pinsel und Teerkanne noch in der Hand. „Mit dem
schwarzen Menschen mag ich aber nicht in einem Boote fahren!“ sagte da der Prinz zu
seinem Erzieher. Dieser aber entgegnete ihm: „Mein Prinz, Sie tun dem Manne bitteres
Unrecht Er hat seine Pflicht getan, und beim Teeren geht es einmal ohne Flecken nicht
ab. Außerdem sind wir früher als sonst gekommen." Der Prinz sah sein Unrecht sofort
ein und reichte dem Matrosen freundlich die Hand. ·
Kahnmeyer u. Schulze, D. Geschichte. 1
27.
Jan.
1859