Full text: Der erste Geschichtsunterricht.

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brachte ein Pferd und sagte: „Fünf haben mir die Franzosen gestohlen, das 
sechste will ich ihnen nachschicken.“ 
Ein glänzendes Beispiel von Vaterlandsliebe gab die sechzehnjährige Ferdinande 
von Schmettau. Ihr Vater war früher Oberst eines Regiments gewesen. Er besaß kein 
Vermögen und hatte für elf Kinder zu sorgen. Sie war daher nicht im Besitze von 
Geld oder Schmucksachen, die sie dem Vaterlande hätte darbringen können. Das machte 
sie untröstlich. Endlich entschloß sie sich, ihr schönes Haar zu opfern. Sie ließ es ab— 
schneiden, verkaufte es und gab die dafür gelösten 9 “é für die Freiwilligen hin. Ein 
vornehmer Mann kaufte Ferdinandens Haar zurück und ließ daraus allerlei Zierate, wie 
Ringe und Ketten, anfertigen und sie verkaufen. Das Verlangen nach diesen Sachen war 
so groß, daß aus ihnen in wenigen Wochen 3600 A gelöst und dann der Kriegskasse zu- 
geführt wurden. 
Zur Auszeichnung für die Helden stiftete der König das „Eiserne Kreuz“ 
mit der Inschrift: „Mit Gott für König und Vaterland.“ 
3. Belc4 Blücher. Keiner war froher als Blücher, daß es endlich „los-= 
ging“. Etwa ein halbes Jahr hatte er nach seiner Kapitulation bei Lübeck als 
Gefangener in Hamburg gelebt. Nach dem Frieden von Tilsit wurde er Befehls- 
haber der Truppen in Pommern. 
Sein Franzosenhaß kannte keine Grenzen. Selbst als ihn einmal das Fieber auf 
das Krankenbett warf, war er der tolle Husar. „Der Kerl, der Bonaparte, muß herunter; 
eher sterbe ich nicht!“ So rief er in seinem Fieber, und dann schlug er wohl mit dem 
Säbel nach den Fliegen an der Wand, unter denen er sich lauter Franzosen vorstellte. 
Als Napoleon 1812 fast seine ganze Armee in Rußland verloren hatte, da 
jubelte der alte Held laut auf. Obschon bereits 70 Jahre alt, stand er noch in 
voller Manneskraft da, ein Jüngling im weißen Haar. Er konnte die Zeit gar 
nicht abwarten, bis es wieder losging. „Mich juckt's in allen Fingern,“ schreibt 
er einem Freunde, „den Säbel zu ergreifen. Wenn wir jetzt nicht alles Schelmen- 
franzosenzeug mitsamt dem Bonaparte vom deutschen Boden vertilgen, so scheint 
mir kein deutscher Mann des deutschen Namens wert zu sein. Darum sage ich: 
Marsch, auf und dem Feind in die Rippen.“ 
Das Lied vom Feldmarlchall. 
1. Was blasen die Trompeten? Husaren heraus! 
Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Saus, 
er reitet so freudig sein mutiges Pferd, 
er schwinget so schneidig sein blitzendes Schwert. 
2. O schauet, wie ihm leuchten die Augen so klar! 
Osschauet, wie ihm wallet sein schneeweißes Haarl 
So frisch blüht sein Alter wie greisender Wein, 
drum kann er Verwalter des Schlachtfeldes sein. 
3. Der Mann ist er gewesen, als alles versank, 
der mutig auf gen Himmel den Degen noch schwang. 
Da schwur er beim Eisen gar zornig und hart, 
den Welschen zu weisen die deutscheste Art. 
4. Den Schwur hat er gehalten. Als Kriegsruf erklang, 
hei! wie der weiße Jüngling in'n Sattel sich schwang! 
Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht, 
mit eisernem Besen das Land rein gemacht. 
4. An der Katzbach. Mit der Armee, die dem Helden übergeben wurde, 
verrichtete er Wunder der Tapferkeit. Sein Ehrentag war die Schlacht an der 
Katzbach. Hier erfocht er einen glänzenden Sieg über die Franzosen. Es war 
nachmittags 3 Uhr. Der Regen floß in Strömen, und die Landwehr mußte
	        
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