Full text: Der erste Geschichtsunterricht.

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in Flammen aufging, und Napoleons Armee durch Schnee und Kälte fast ver- 
nichtet wurde, da sagte sich York auf eigene Faust von Napoleon los und schloß 
mit den Russen einen Vertrag. 
Das war ein kühner Schritt. Vork setzte daher in einem Schreiben dem 
Könige die Gründe für sein Handeln auseinander und sagte darin: „Ew. Majestät 
lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte. Ich 
würde mit der freudigen Beruhigung sterben, wenigstens nicht als treuer Preuße 
gefehlt zu haben.“ Der König billigte zwar im Herzen den Entschluß seines 
treuen Dieners, durfte ihn aber nicht gutheißen, da er in Berlin noch von 
französischer Besatzung umgeben war. Es erschien daher ein Befehl des 
Königs, der die Absetzung Yorks aussprach und ihn vor das Kriegsgericht lud. 
Die Russen fingen jedoch den Boten mit diesem Schreiben auf, und so blieb 
York in seiner Stellung. An demselben Tage, wo der König seinen „Aufruf 
an mein Volk“ in Breslau erließ, zog York unter stürmischem Jubel des Volkes in 
Berlin ein. 
9. Frieckrich Ailbelm IV. 1840—1861. 
Wahlspruch: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!“ 
1. Jugend. Friedrich Wilhelm war der älteste Sohn Friedrich Wilhelms III. 
Als 18jähriger Jüngling nahm er teil an den Befreiungskriegen. Bei Gr.= 
Görschen empfing er die Feuertaufe. Er führte selbst ein Regiment Soldaten, 
und links und rechts von ihm schlugen die Kugeln in die Erde. Als ihn sein 
Adjutant zur Vorsicht mahnte, sagte er: „Wenn Ihr Euch fürchtet, so reitet 
zurück! Ich halte bei den tapfern Leuten aus."“ 
2. Geburtstagsfeier in Daretz. Gewöhnlich feierte er als König seinen 
Geburtstag in Paretz, wo seine Eltern ehemals so gern geweilt hatten. Die 
Bauern und Tagelöhner im Dorfe freuten sich schon das ganze Jahr auf diesen 
Tag, wo alle zwei Jahre sämtliche Schulkinder von Kopf bis zu Fuß neu einge- 
kleidet wurden. An den niedrigen Fenstern des einfachen Herrenhauses standen 
dann Männer, Frauen und Kinder in dichter Menge und schauten mit freude- 
strahlenden Blicken in den Saal, wo das königliche Paar mit seinen Gästen an 
der Tafel saß. In der Regel trat dann der König heraus und reichte den 
armen Tagelöhnerjungen mit freundlichem Scherze ein Glas Wein. Die Königin 
Elisabeth aber verteilte Kuchen an die kleinen Mädchen, und heller Jubel lohnte 
diese königliche Leutseligkeit. 
3. Frôömmigkeit. Friedrich Wilhelm war ein frommer Mann. Sein 
Wahlspruch war: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen!“ Mehr als 
300 Kirchen sind im Lande durch ihn erbaut worden. Auch das Krankenhaus 
„Bethanien“ in Berlin verdankt ihm seine Entstehung. 
Einst machte der König eine Reise durch sein Land. In einem Dorfe empfingen ihn 
die Lehrer und Schulkinder mit Gesang, und ein kleines Mädchen sagte ihm ein Gedicht 
her. Der König freute sich sehr darüber, zeigte dem Kinde eine Apfelsine und fragte: 
„Wohin gehört das?“ „In das Pflanzenreich,“ erwiderte schüchtern das Mädchen. 
„Wohin nun das?“ fragte der König weiter und zeigte auf ein Goldstück. „Ins Mineral- 
reich,“ gab das Mädchen zur Antwort. „Aber wohin gehöre ich denn, mein Kind?“ 
fragte der König zum drittenmal. Das Mädchen blickte den König freundlich an und 
sagte: „Ins Himmelreich.“ Da glänzte eine Träne im Auge des Königs, und er hob 
das Kind zu sich in die Höhe und küßte es. 
Kahnmeyer u. Schulze, D. Geschichte. 3
	        
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