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Staatssekretäre über Regierungsangelegenheiten des preußischen Staates und des
Deutschen Reiches. Neue Gesetze werden vorgelegt und beraten. Dann werden
Beamte oder Offiziere empfangen, die sich melden wollen, oder Gesandte fremder
Staaten, auch andere Personen, denen es erlaubt ist, den Kaiser zu sprechen.
Gegen 2 Uhr wird das zweite Frühstück eingenommen. Nachmittags besucht der
Kaiser andere fürstliche Persönlichkeiten oder Werkstätten der Künstler, Fach= und
Kunstausstellungen. Dann wird der Rest der Tagesarbeit erledigt, oft bis tief
in die Nacht hinein.
Abends sieht der Herrscher gern Gäste bei sich, nicht nur hohe Beamte,
sondern auch Männer der Wissenschaft. Alle wundern sich über die Kenntnisse
des Kaisers und die Teilnahme, die er Wissenschaft und Kunst entgegenbringt.
Oft wird diese Tagesordnung durch Truppenbesichtigungen, Besuche bei
anderen Herrschern oder Reisen im Reiche unterbrochen. Zu seiner Erholung
unternimmt der Kaiser im Sommer gern eine Fahrt auf seiner Nacht Hohen-
zollern durch die Nordsee nach der schönen Küste Norwegens.
11. Hls Landesvater. Unser Kaiser ist ein treuer Landesvater. Ganz
besonders liegt ihm die Sorge für die Arbeiter am Herzen. Er hat es erreicht,
daß jeder Arbeiter, der das 70. Lebensjahr vollendet hat oder dauernd arbeits-
unfähig geworden ist, ein Jahrgeld erhält. Durch die Arbeiterschutzgesetze wird
für gesunde Arbeitsräume und für Schutzvorrichtungen bei gefährlichen Arbeiten
gesorgt. Das Kinderschutzgesetz will die Kinder vor zu langer und ungesunder
Arbeit in gewerblichen Betrieben bewahren.
Tum Geburtstage des Kailers.
Der Kaiser ist ein lieber Mann Und was ich bei dem Kaiser wollt? —
und wohnet in Berlin, Ich gäb'’ ihm meine Hand
und wär' das nicht so weit von hier, und brächt' die schönsten Blümchen ihm,
so ging' ich heut' noch hin. die ich im Garten fand.
Und sagte dann: „Aus treuer Lieb'
bring'’ ich die Blümchen dir!“
Und dann lief'ich geschwinde fort
und wär' bald wieder hier.
2. Die Vorfahren unseres Kaisers.
1. Ad ibr Stammschlotz ilt. Unser Kaiser entstammt dem alten
Grafengeschlechte der Hohenzollern. Ihr Stammschloß liegt in Schwaben auf
einem Bergkegel der Rauhen Alb. Dieser heißt der „Hohenzollern". Die Burg
war im Laufe der Zeit fast verfallen, wurde aber vor etwa 50 Jahren wieder-
brarstell Sie gewährt mit ihren Erkern und Turmspitzen einen herrlichen
pblick.
2. Wie die Vorfabren unferes Kailers Burggrafen wurcken. Die
Grafen von Hohenzollern waren zu jeder Zeit treue Diener des Deutschen Kaisers.
Gegen Ende des zwölften Jahrhunderts wurde daher ein Graf dieses Hauses
zum Burggrafen von Nürnberg ernannt. Als solcher hatte er die bei Nürnberg
liegenden kaiserlichen Güter zu verwalten und war in den kaiserlichen Landen
dieser Gegend der oberste Richter und Kriegsherr. Das Burggrafenamt wurde
im Hause der Hohenzollern erblich.