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Gebirgsgegenden, Maultiere in Traz os Montes
gezogen. 1906 wurden 703 198 Rinder, 87765
Pferde, 3072988 Schafe und 1 110 957
Schweine gezählt. Die Zucht der Seidenraupe
wird vorzüglich in der Umgegend von Braganca
betrieben. Bei dem Reichtum des portugiesischen
Küstenmeers (besonders um Algarve) an Fischen
aller Art (Sardinen, Sardellen, Thunfischen usw.)
ist die Fischerei auch heute noch ein wichtiger
Erwerbszweig, wenn sie auch von ihrer Bedeu-
tung im 14., 15. und 16. Jahrh. weit herabge-
sunken ist.
Der Entwicklung des portugiesischen Berg-
baus ist die Entwertung von Kupfer und Blei
hinderlich. Der Ertrag belief sich im Jahr 1908,
in dem an 4200 Personen im Bergbau beschäftigt
waren, auf 6,8 Mill. M an den Gruben. Man
gewinnt vor allem Kupfer, dann Schwefelkies,
Antimon, Wolframerze, Blei, Eisen, Arsen und
Kohlen. Die bedeutendsten Minen sind in den
Provinzen Alemtejo und Minho e Douro. Wich-- J
tig ist die Gewinnung von Seesalz (jährlich an
20 Mill. hl), wofür sich die flachen Küsten des
Landes vorzüglich eignen. Die „Marinhas"“
(Salzgärten) des Sado liefern das beste Salz in
Europa, bekannt unter dem Namen Salz von
S. Bves (Setubal). Reich ist Portugal auch an
schönen Marmorarten und Achat; im Grenzgebirg
finden sich Amethyste, in der Serra Estrella Gra-
nate, Hyazinthe und Bergkristalle.
Die Industrie Portugals ist noch jung, da
bis in die neuere Zeit herein England die Portu-
giesen mit Industrieprodukten versorgte. Noch ist
das Absatzgebiet der portugiesischen Industrie auf
Portugal und seine Kolonien sowie Brasilien be-
schränkt, und sie vermag noch nicht in allen Ar-
tikeln den heimischen Bedarf zu decken; aber die
jährlich wachsende Menge der eingeführten Roh-
sttoffe, besonders Wolle und Baumwolle (die Roh-
eide liefert das Land selbst), bekundet den Auf-
industriezentren sind Oporto und Lissabon; auch
Braga, Braganga, Covilhä, Gouveia, Guimaräes
und Portalegre entfalten eine rege gewerbliche
Tätigkeit. Die Aufhebung der Staatsmonopole
auf Seidenfabrikation und Tabak, die Herab-
setzung der Eingangszölle, die Errichtung gewerb-
licher Anstalten und die Abhaltung von Industrie-
ausstellungen haben auf die gewerbliche Tätigkeit
befruchtend und fördernd gewirkt. Obenan steht
die Baumwoll-, Woll= und Seidenindustrie. Die
Fabrikation von Gold-, Silber-, Eisen= und
Blechwaren sowie von Filigranarbeiten wird in
Portugal seit Jahrhunderten betrieben. Der
Schiffsbau ist seit etwa 50 Jahren immer mehr
in Schwung gekommen. Von größerer Bedeutung
ist auch die Fabrikation von Handschuhen, Hüten,
Leder, Korkwaren, die Korb- und Strohflechterei,
die Raffinierung von Rohrzucker, die Herstellung
von Likör, Tabak, Papier, Porzellan, Glas-
waren usw.
Portugal.
chwung gewerblicher Tätigkeit. Die beiden Haupt- 400
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Der Handel Portugals, im 16. Jahrh. der
großartigste Welthandel, kam seit dem Methuen-
Vertrag vom Jahr 1703 immer mehr in die Hände
der Engländer, die in der ersten Hälfte des
19. Jahrh. fast die gesamte Ein= und Ausfuhr
beherrschten. Erst die Hebung der ganz danieder-
liegenden portugiesischen Handelsflotte und die
Herabsetzung der Ein= und Ausfuhrzölle seit Mitte
des 19. Jahrh. ermutigten Einheimische zu inten-
siverer Handelstätigkeit. Diese ist nach außen hin
fast ausschließlich Seehandel; mit Spanien findet
nur ein geringer Warenaustausch statt. Der ge-
samte Spezialhandel ohne Edelmetallverkehr er-
reichte 1908 einen Gesamtwert von 345 Mill. M,
wovon 242 Mill. auf die Einfuhr entfielen. Haupt-
gegenstände der Einfuhr waren Lebensmittel
(72 Mill. M), besonders Weizen (13,8), Zucker
(9,06), Reis (6,75), Mais (6,3), Kabeljau (14,1)
usw., Garne, Gewebe und Waren daraus (23,6),
Baumwolle (15,7), Kohlen (15,2), Maschinen,
nstrumente und Apparate (12,7), tierische Roh-
stoffe (12,6), lebende Tiere (12,3), Eisen (9,1),
Schiffe und Wagen (6.4 Mill. M) u. a.; der
Ausfuhr Portwein (17,8), Rotwein (11,5), Ma-
deirawein (1,8), lebende Tiere (15,7), Korkholz
in Platten (9,6), Rohholz (1,4), Korkstopfen
(3,5), Sardinen (6,8), Kupfererze (4,04), Garne
und Gewebe (4.3 Mill. A) usw. Die Haupt-
verkehrsländer für Einfuhr und Ausfuhr sind die
portugiesischen Kolonien, England, Deutschland,
Frankreich, Brasilien und die Vereinigten Staa-
ten von Amerika. Die portugiesische Handels-
flotte zählte 1909: 58 Dampfer mit 39 618 und
269 Segelschiffe mit 49 536 Registertonnen. —
Die Haupthafenplätze sind Lissabon, Oporto,
Setubal, Figueira und Faro. Die Küstenschiff-
fahrt ist noch großer Entwicklung fähig, wenn
auch neuerdings Dampfbootlinien zwischen den
einzelnen Häfen errichtet worden sind. 1906
liesen in sämklichen Häfen 4210 Segelschiffe mit
941 Tonnen und 7034 Dampfer mit
16078721 Tonnen ein. Der Binnenhandel war
bis in die neueste Zeit durch den Mangel ordent-
licher Landstraßen in der Entwicklung gehindert.
Eisenbahnen waren Anfang 1908: 2698 km
im Betrieb. Auch Wasserstraßen sind nunmehr
dem Binnenhandel eröffnet, indem man die Flüsse
Douro, Tejo, Guadiana und Mondego reguliert
und teilweise durch Kanäle miteinander verbunden
hat. Die Staatstelegraphenlinien erstreckten sich
im Jahr 1906 auf 8801 km im Mutterland
und 6723 km in den Kolonien. Die Zahl der
Postämter betrug 1907: 3682, in den
Kolonien 402. — Unter den Banken und
Kreditanstalten nimmt die 1822 gegründete
und 1887 reorganisierte „Portugiesische Bank“
(Banco de Portugal) zu Lissabon, die allein zur
Ausgabe von Noten berechtigt ist, die erste Stelle
ein. Der zu Lissabon bestehende Crédit mo-
bilier dient ausschließlich industriellen Unter-
nehmungen.