Full text: Staatslexikon. Vierter Band: Patentrecht bis Staatsprüfungen. (4)

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Die Handelsbeziehungen des Deutschen Reichs 
zu Portugal sind geregelt durch den Handels= und 
Schiffahrtsvertrag von 1910. Die politischen und 
wirtschaftlichen Interessen beider Reiche werden 
vertreten durch den deutschen außerordentlichen Ge- 
sandten und bevollmächtigten Minister in Lissa- 
bon und den portugiesischen außerordentlichen Ge- 
sandten und bevollmächtigten Minister in Berlin 
sowie durch eine Anzahl von Konsuln. 
Portugals Münzsystem fußt auf der Gold- 
währung. Münzeinheit ist der Real, der in deut- 
scher Reichswährung an Wert zurzeit 3,6 Pfen- 
nigen gleichkommt; 1000 Reis oder 1 Milreis 
sind = 3,6 Reichsmark. 1000 Milreis nennt 
man ein Conto. Goldmünzen werden geprägt zu 
10 (Coröa, Krone), 5, 2 und 1 Milreis, Silber- 
münzen zu 1000, 500, 200, 100 (Tostäo), 
Nickelmünzen zu 50 Reis, Kupfermünzen zu 20, 
10 und 5 Reis. Ein Münzreformplan, der an 
die Stelle der alten Tausendteilung das Dezimal- 
system setzen soll, liegt der Kammer vor. Längen- 
maße, Hohlmaße und Gewichte sind die metrischen. 
Die Finanzlage Portugals hat sich unter 
den beständig wechselnden Ministerien und dem 
Staatsbankrott von 1891 immer mehr ver- 
schlechtert. Die Staatseinnahmen aus den direkten 
(Bank-, Gewerbe-, Häuserrenten-, Grund-, Ein- 
kommen= usw.) und indirekten Steuern (Ver- 
brauchssteuer und Zöllen) betrugen 1909/10 
237,3 Mill., die Ausgaben 268.6 Mill. Reichs- 
mark, die Staatsschuld im Jahr 1907 2883 
Mill. M. 
VII. Der Kokonialbesitz Portugals, nur mehr 
ein Rest des früher weit bedeutenderen Besitzes, 
übertrifft mit seiner Fläche von insgesamt 
2093000 qkm die des Mutterlands um mehr 
als das 20fache, mit einer Bevölkerung von 
7 256 000 Einwohnern die des Mutterlands um 
fast das 1½ fache. Er besteht aus 7 Provinzen 
und einem autonomen Distrikt (Timor). In 
Afrika besitzt Portugal die Kapverdischen Inseln 
(3822 qkm mit 14724 Einwohnern), Guinea 
(33 900 qkm mit 17.000 Einw.), die Inseln 
S. Thome und Principe (939 qkm mit 42 103 
Einw.), Angola (1270 200 qkm mit 3 800 000 
Einw.) und Mozambique (761 100 qkm mit 
2 300 000 Einw.); in Asien in Indien Goa, 
Damäo und Din mit insgesamt 3807 qkm und 
531 800 Einw., in China die Stadt Macao 
(10 qkm mit 63 990 Einw.) sowie die Osthälfte 
der Insel Timor (18989 qkm mit 93 350 Einy). 
An der Spitze von Angola, Indien und Mozam- 
bique stehen Generalgouverneure, über den andern 
Gouverneure, die zugleich die Zivil= und Militär- 
gewalt in den Händen haben. In den Cortes 
des Mutterlands sind die Kolonien durch 7 Ab- 
geordnete vertreten. Jedem Gouverneur steht ein 
Gouvernementsrat (conselho de governo), der 
aus den höheren Beamten der Kolonie besteht, 
und ein Generalsekretär sowie ein Verwaltungs- 
tribunal (conselho de provincia) und für die 
Portugal. 
  
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Finanzsachen ein Finanzinspektor zur Seite. Die 
Gerichtsorganisation entspricht im allgemeinen der 
des Mutterlands; an höheren Gerichtshöfen sind 
in den Kolonien vorhanden die Appellhöfe zu 
Loanda, Mozambique und Goa. Die Finanzen 
erfordern seit vielen Jahren Zuschüsse von seiten 
des Mutterlands; das Kolonialbudget für 1909/10 
veranschlagt die Einnahmen auf 40,5, die Aus- 
gaben auf 43,97 Mill. Ik. Da Portugal finanziell 
nicht reich genug ist, um selbst seinen Kolonial- 
besitz intensiv zu entwickeln, ist es seit Beginn der 
1890er Jahre dazu übergegangen, seine Kronlän- 
dereien an private Gesellschaften abzutreten und sich 
an dem Ergebnis dieser Gesellschaften meist durch 
Aktienbesitz zu beteiligen. Die Hoheitsrechte dieser 
Gesellschaften sind hinsichtlich der Verwaltung im 
Innern und nach außen hin von seiten der Re- 
gierung ziemlich beschränkt, während die Legis- 
lative gemeinsam durch Regierung und Gesell- 
schaft ausgeübt wird. Unter diesen Gesellschaften, 
die Landkonzessionen bis zu 20 Mill. ha besitzen, 
sind die vier größten die COompanhia de Mozam- 
bique, die Companhia de Nyassa, die Com- 
panhia da Zambezia und die Companbia de 
Mossamedes. — Über die Kolonialpolitik der 
Portugiesen val. auch d. Art. Kolonien. 
Literatur. Geschichte: Gesamtdarstellungen 
von Fortia d’ Urban et Mielle (10 Bde, Par. 
1828/30), Schäfer (5 Bde, 1836/54; bis 1820), 
Bouchot (Par. 1854), Barboza de Pinho (7 Bde, 
Liss. 1873/77), Oliveira Martins (2 Bde, ebd. 
1887), M. Stephens (Lond. "1908), Mezzocapo 
(I Neapel 1908). Mittelalter: Herculano (4 Bde, 
1846/63), Mac Murdo u. Monteiro (3 Bde, Lond. 
1888/91; beide bis Alfons III.). 17./18. Jahrh.: 
Rebello da Silva (5 Bde, Liss. 1860/71); Duhr, 
Pombal (1891). 19. Jahrh.: Giedroye (Par. 
1876); Luz Soriano, Guerra civil e estabeleci- 
mento do governo parlamentar (14 Bde, Liss. 
1866/84); Arriaga, Revolucäo de 1820 (4 Bde, 
Porto 1886/89); Goblet d'Alviela, Etablissement 
des Cobourg en P. (Brüssel 1869); Bernardez 
Branco, P. e os estrangeiros (2 Bde, Liss. 1879); 
Oliveira Martins, P. contemporaneo (2 Bde, ebd. 
1895). Sammlung von Staatsverträgen u. diplo- 
matischen Akten von Santarem (18 Bde, Par. 
1842/62) u. de Castro (Liss. 1856 ff). — All- 
gemeines: J. v. Minutoli, P. u. seine Kolo- 
nien (2 Bde, 1855); Diccionario abbreviado de 
chorographia, topographia etc. de P. (3 Bde, 
Liss. 1867); Aldama-Ayala, Compendio geogra- 
fico-estadistico (Madrid 1880); Willkomm, Die 
Pyrenäische Halbinsel (1884); Braga, Etnografia 
portugueza (2 Bde, Liss. 1885); J. F. da Silva, 
Diccionario bibliogr. portug. (7 Bde u. 10 Sup- 
plemente, ebd. 1858/1900); Le P. 8éogr., ethno- 
log., administratif, Gconom. etc. (Par. 1900); 
Calderaio, P. von der Guadiana bis zum Minho 
(1903); Quillardet, Espagnols et Portugais chez 
eunx (Par. 1905); Censo da populacäo do Reino 
de P. (3 Bde, Liss. 1905 f); P. Jousset, L' Espagne 
et le P. (Par. 1907); G. de Bauregard u. L. de 
Fouchier, Voyage en P. (ebd. 1908); Notas sobre 
P. (offizielle Schrift für die Ausstellung in Rio de 
Janeiro; 2 Bde, Liss. 1908); W. H. Koebel, P.,
	        
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